DRESDEN - abfallGUT
Wir zeigen den Entsorgern, was
Abfallvermeidung ist
1990 schlossen sich zwei Dresdner
Bürgerinitiativen zur Arbeitsgruppe Abfall in der GRÜNEN LIGA zusammen, dem Netzwerk ökologischer
Bewegungen in den neuen Bundesländern. Wichtige Aufgaben dieser AG waren die Beratung von
Bürgerinitiativen bei Anlagenplanungen (MVA, Deponien), von Landtags- und
Stadtratsfraktionen (Abfallkonzepte, Gesetze, Satzungen), Kritik am DSD und Aktionen gegen
Müllverbrennung und Verpackungsflut.
Uta Knischewski, Dresden -
"Abfallvermeidung ist eine Illusion!" bekamen wir von Politikerseite oft zu hören,
"die Müllmengen lassen sich nicht weiter senken". Das wollten wir ausprobieren.
1993 war die erste Konzeption für einen Modellwertstoffhof fertig. Dieser Hof sollte sich
deutlich von den üblichen Dresdner Wertstoffhöfen unterscheiden, also mehr sein als eine
Fläche, auf der Leute unter Anleitung ihren Müll in bereitstehende Container sortieren.
Nach anfänglicher Ablehnung wird das
Projekt seit 1995 von der Stadt Dresden unterstützt, nicht zuletzt durch den Wahlerfolg
des grünen Umweltbürgermeisterkandidaten. Im selben Jahr gründeten Mitglieder der AG
Abfall den Verein abfallGUT Dresden e.V. als Trägerverein für den Modellwertstoffhof.
Hauptanliegen des Vereins ist die Abfallvermeidung und zwar im Sinne von Verzicht auf überflüssige
Anschaffungen, Verlängerung der Produktlebensdauer und Wiederverwendung von Produkten.
Im Mai 1997 konnte der Wertstoffhof eröffnet
werden. Der Verein abfallGUT hat heute 18 Mitglieder. Die vierzehntägig stattfindenden
Vereinssitzungen werden zur theoretischen Weiterentwicklung des abfallGUT-Konzeptes
genutzt. Für die politische Arbeit ist weiterhin die AG Abfall zuständig. In den letzten
Jahren hat sich das Arbeitsprofil der AG Abfall deutlich gewandelt: Weg von technischen
Problemen der Entsorgungswirtschaft hin zu den Ursachen: Arbeitsgesellschaft und
Umweltzerstörung, Fortschritt und Beschleunigung, WTO und EXPO... So entstanden
beispielsweise vier Radiosendungen und die Ausstellung "Arbeit auf Teufel komm
raus" (siehe unten).
Der neue Umgang mit alten Sachen
Der Wertstoffhof besteht aus einem 300 qm
großen Gebäude und einer 500 qm großen Freifläche. Schon beim Betreten des Hofes wird
deutlich, dass "abfallGUT" keineswegs nur Entsorgungsstandort ist. Der Hof ist
liebevoll gestaltet mit Skulpturen, viel Gruen und einer Sitzecke unter Bäumen. Im Haus
werden alle noch irgendwie brauchbaren Teile angeboten, von Groß- und Kleinmöbeln,
Teppichen, Tapeten, über Hausrat, Spielzeug, Bücher, Schallplatten bis zu Elektrogeräten,
Werkzeug und Kleinkram aller Art. Nicht mehr brauchbare Teile werden nach Möglichkeit
zerlegt und als Baumaterial und Ersatzteile angeboten. All diese Gegenstände können
kostenlos wieder mitgenommen werden.
Für die tägliche Arbeit gibt es zwei
Teilzeitstellen und vier ABM-Stellen. Lohnkosten, Miete und ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit
werden aus den Dresdner Abfallgebühren finanziert. Durchschnittlich hat abfallGUT ein
Besucheraufkommen von weit über 500 Menschen pro Woche. Die Mehrzahl der Besucher kommen
zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.