Monatszeitung für Selbstorganisation
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Ein Tag im abfallGUTRudi Ruffke muss umziehen. Er hat eine viel kleinere altersgerechte Wohnung bekommen. Jetzt hat er eine Menge Werkzeug übrig, welches er nicht mitnehmen kann. Rudi hat glücklicherweise einen Artikel über den abfallGUT-Wertstoffhof gelesen und bringt alles hin. Mit einer Handkreissäge kann gleich der Jugendwerkstatt der Diakonie geholfen werden. Das Stadtteilhaus sucht schon lange Schaufeln und Hacken. So ist wieder zwei Vereinen geholfen, die unter chronischem Geldmangel leiden. Rudi bedauert, dass er nicht schon früher von der Einrichtung gehört hat. Sonst hätte er noch einige brauchbare Möbel hergebracht, die er inzwischen leider zum Sperrmüll gegeben hat. Aber er verspricht, noch sämtliches Geschirr und Hausrat auszusortieren und herzubringen. Dann entdeckt er noch, dass es bei abfallGUT Briefkastenaufkleber gegen Werbung gibt. Er nimmt gleich zwei mit - "Für die Nachbarin". Herr Ruffke ist auch gleich so freundlich, zwei Asylbewerbern einen Schrank nach Hause zu fahren, den diese auf dem Wertstoffhof bekommen haben. Am nächsten Tag erscheint auch noch die Nachbarin von Herrn Ruffke - eine Rentnerin - und bringt ihr ganzes Strickzeug - Nadeln, Wolle - und Nähzeug. - "Die Augen sind nicht mehr so gut". Sie möchte noch das Adressbuch "An- und Verkauf, Reinigung, Reparatur in Dresden-Neustadt und Pieschen" mitnehmen. "Warum irgendwas neues kaufen, wenn es so viel aus zweiter Hand billiger gibt!" Nach einer Stunde nimmt schon jemand das ganze Nähzeug wieder mit und lässt sogar 10 Mark Spende für den Verein da.
Bilanz nach drei Jahren
Finanzielle Unabhängigkeit?Das wäre sicher schön, ist aber unrealistisch. Zum einen geht es uns bei diesem Projekt vordergründig darum, zu zeigen, was alles noch verwendbar ist. Es geht also um die Sachen, die der in Dresden recht gut entwickelte Second-Hand-Handel nicht haben will. Müssten wir kostendeckend arbeiten, wären wir eine starke Konkurrenz zu diesen Händlern, denn als gemeinnütziger Verein können wir beispielsweise die Lohnkosten durch ABM-Stellen gering halten. Wir würden also zerstören, was wir gut finden. Trotzdem müssten wir aber sicherlich einen Teil der Fläche aufgeben, denn so viel Geld kommt durch Altmöbel-Verkauf nicht zusammen. Wir könnten nur noch "wertvolle" Sachen lagern und alles andere fliegt in den Müll. Ein mögliches Szenario, wie ein selbstorganisierter Wertstoffhof funktionieren könnte: Dem Verein gehört das Grundstück und er betreibt den Hof in ehrenamtlicher Arbeit. Die laufenden Kosten werden durch Spenden gedeckt, ein großer Teil der Kundschaft arbeitet stundenweise mit. Im Konsumzeitalter eine fast absurde Vorstellung, oder? Soweit wir feststellen konnten, ist abfallGUT bisher in der BRD einzigartig. Das soll aber nicht so bleiben. Wir beraten gern gemeinnützige Vereine, die in ihrer Stadt etwas ähnliches probieren wollen. Ach so, und Unterstützung ist uns natürlich jederzeit willkommen. Unser Spendenkonto: 348052322 Stadtsparkasse Dresden, BLZ 85055142. Uta Knischewski |
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