MEHR ALS 1.200 LINKS-ALTERNATIVE MEDIENMACHERiNNEN
TRAFEN SICH IN BERLIN
Schnittstellen für Gegenöffentlichkeit gesucht
In
einer »grenzenlosen« Medienwelt – dominiert von Mainstream-Medien – bedarf
es eines Netzwerks moderner Gegenöffentlichkeit, weil sonst Alternativen zum
werbedominierten Einerlei verstummen. Bei der achten Auflage des
links-alternativen Medienkongresses LiMA diskutierten mehr als 1.200 Menschen
vier Tage über neue linke Medienstrategien und bildeten sich in mehr als 200
Workshops weiter. In diesem Herbst macht die LiMA in neun Städten für jeweils
einen Tag Station – um vor Ort fit für den alternativen Medienalltag zu
machen.
Von Christoph Nitz und Bernd Hüttner # Männer
und Frauen allen Alters, sie laufen summend durch den Raum, drehen sich zu
Salsaklängen im Raum und verbreiten Yogastundenflair. Sie sind offen
zueinander, konzentriert und ernst: Sie lernen sich gut zu artikulieren, mit
voller Stimme zu lesen und zu sprechen. Es ist ein Moderations- und
Sprechworkshop – ein Tagesseminar auf der achten Linken Medienakademie (kurz
LiMA) in Berlin. So beschreibt Anne Kratzer für »politikorange« den
partizipativen Ansatz dieses links-alternativen Medienkongresses, bei dem die (Weiter-)Bildung
von MedienmacherInnen im Vordergrund steht. Die TeilnehmerInnen könne man
schlecht in einen Topf werfen: »Bunt sind sie. Allen gemein ist, dass sie
verschieden sind. Lautes Lachen und Aufgeregtheit scheint es hier nicht zu
geben, die Männer und Frauen sind entspannt und ruhig. Sie wirken nicht, als
würden sie hopplahopp die Welt umstürzen. Und wenn doch, dann wollen sie
vorher lernen, wie man richtig revolutioniert.«
Im Lauf der Jahre entwickelt sich das 2002 mit einem
Workshop für ZeitungsmacherInnen gestartete Projekt munter weiter. Das zentrale
Motto der Linken Medienakademie lautet »Medien kompetent nutzen, gestalten
& diskutieren«. Neben dem jährlichen Kongress in Berlin bietet der
gemeinnützige Bildungsverein ein- und mehrtägige Workshops zum Medienhandwerk
in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg- Stiftung und der Hellen Panke e.V. in
Berlin und anderen Bundesländern an.
Mit dem neuen Format LiMAregional soll der Dreiklang
Debatte, Networking und (Weiter-)Bildung vor Ort verstärkt werden. Eingefordert
wurden die regionalen Kongresse von TeilnehmerInnen der Berliner Li- MA, die vor
Ort aktiv werden wollten. Der Test mit Stuttgart, Frankfurt/Main und Erfurt
gelang im Herbst 2010 und in diesem Jahr gibt es LiMAregional in Bonn,
Magdeburg, Stuttgart, Hannover, München, Ludwigshafen, Leipzig, Frankfurt/Main
sowie Erfurt. Start ist jeweils ein Auftaktvortrag zum gewählten
Tagungsschwerpunkt. Parallele Workshops sollen dann das Handwerkszeug für die
GegenöffentlichkeitsarbeiterInnen bieten. Abends schließt eine kleine
Podiumsdiskussion zwischen Netzwerken das Programm ab. Zwischen 50 und 150
Menschen machen mit bei Weiterbildung mit Eventcharakter und nutzen die
Gelegenheit auch, um sich im jeweiligen Bundesland kennen zu lernen und Netze zu
knüpfen. Vorbereitungsgruppen vor Ort entwickeln LiMAregional kontinuierlich
weiter. In den meisten Städten finden die Kongresse an Hochschulen oder
Universitäten statt – oft mit Unterstützung und Mitwirkung der Studierenden-
Vertretungen.
Wenn ihr diese CONTRASTE-Ausgabe in den Händen haltet,
laufen die Vorbereitungen für die 9. Akademie für Journalismus, Bürgermedien,
Öffentlichkeitsarbeit & Medienkompetenz schon seit geraumer Zeit. Gesucht
werden im kommenden Jahr »Schnittstelle(n) /// interface(s)« – die LiMA
möchte sich mit dem zweisprachigen Motto für Akteure aus Europa öffnen.
Erstmals findet der links-alternative Medienkongress an der Technischen
Universität Berlin und der Universität der Künste statt. Unser Thema
»Schnittstelle( n)///interface(s)« verstehen wir medien-technisch, politisch
aber auch geografisch. Es kommt heute einerseits darauf an, Inhalte für
verschiedene Medien herzustellen, als auch Bündnispartner für
Gegenöffentlichkeit und Projektideen zu finden. Dabei muss die überregionale
und auch internationale Vernetzung eine stärkere Rolle spielen. Mit einem
Aufruf zur Mitwirkung werden Ideen gesammelt, jede/r kann sich einbringen –
diese Mischung aus Profis und Aktivisten macht den Charme der LiMA aus.
Ebenfalls neu an Bord des LiMA-Schiffs sind die
MacherInnen der re:publica, durch die das Themenspektrum der LiMA um wichtige
Fragestellungen der digitalen Welt erweitert werden soll. Das Plakat gestaltete
übrigens Comic-Legende Gerhard Seyfried, ein gern gesehener LiMA-Gast.
LiMAregional: 8. Oktober Stuttgart, 15. Oktober
Hannover, 29. Oktober München, 5. November Ludwigshafen, 12. November Leipzig,
19. und 20. November Frankfurt/Main, 3. Dezember Erfurt.
9. Akademie für Journalismus, Bürgermedien,
Öffentlichkeitsarbeit & Medienkompetenz, Berlin, 21. bis 25. März 2012,
Technische Universität (TU) Berlin Informationen: www.linke-medienakademie.de
Schwerpunktthema Seite 7 bis 10
"Netwelten
- der Kampf um politische Hegemonie in der digitalen Welt"
Seite 7(8
LiMa 2011: Grenzen der Kommunikation -
Viel Recherche, wenig Geld? Seite 7
LiMA
2011: Die Linke sucht das Superblatt - Gegen die Bleiwüste Seite
8
Open Leaks: Wie leakt es sich richtig? Seite
9/10