UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUREN
GenoDach: Dachgenossenschaft für gemeinschaftliche Wohnungsinitiativen
Aufgabe einer Dachgenossenschaft ist das zur
Verfügung stellen eines organisatorischen und rechtlichen Rahmens für Projekte
gemeinschaftlichen Wohnens. Diesen wird so ermöglicht, die Vorteile einer
Wohnungsgenossenschaft zu nutzen: Teilneutralisierung des Kapitals,
Haftungsbegrenzung, wirtschaftliche Prüfung, demokratische Struktur, sozialer Förderauftrag,
Einbindung externen Kapitals etc. Gleichzeitig können sie jedoch auch die
Besonderheiten überschaubarer Wohnprojekte genießen mit Aspekten wie hohe
Gruppenautonomie, Selbstorganisation, Eigenverantwortung, überschaubare
Nachbarschaftsstruktur und Kostengünstigkeit.
Der Neubau Grether Ost ist ein Projekt des
Mietshäuser Syndikats, hier mit
Transparent gegen den geplanten Wohnungsverkauf in Freiburg
Burghard Flieger, Red. Genossenschaften - Veranstaltungen
zum Thema gemeinschaftliches Wohnen erweisen sich von der Zahl der BesucherInnen
immer wieder als Erfolg. Zu Veranstaltungen dieser Art kommen jeweils zahlreiche
Interessierte, um sich über die Möglichkeiten zu informieren, in
genossenschaftlichen Wohnprojekten zu wohnen. Fragen zu stellen, erste Kontakte
zu knüpfen oder sich selbst zur Gründung eines neuen Wohnprojekts anregen zu
lassen, stehen dabei im Mittelpunkt. In Relation zum Interesse kommen allerdings
vergleichsweise nur wenige gemeinschaftliche Wohnprojekte zustande.
Unterstützende Strukturen
Gründe hierfür liegen vor allem in dem erforderlichen hohen Aufwand, den
zahlreichen Stationen, die zu gehen sind, bis der Bezug einer gemeinsamen
Immobilie geschafft ist. Dieser wäre in vielen Fällen nicht in dem Maße
erforderlich. Um ihn zu verringern, müsste nur ein Rahmen vorhanden sein, der
den Interessierten einen Teil der Arbeit erspart. Gleichzeitig sollte er die
Chance bieten, sich in einer eigenständigen Gruppe zu organisieren. Es ist also
eine Struktur erforderlich, die die Möglichkeit der Nutzung einer stabilen
Wohnungsgenossenschaft aufweist und diese verbindet mit den Vorteilen kleiner
Wohninitiativen wie Selbstbestimmung und überschaubare Gemeinschaft,
Wahlnachbarschaft und Kostenersparnis durch Eigenverantwortung.
Mit dem innovativen Ansatz einer eierlegenden Wollmilchsau für Wohnprojekte
wird seit einiger Zeit in verschiedenen Städten wie Stuttgart, Hamburg, München,
Zürich, Bielefeld und Dortmund experimentiert. Der dafür genutzte Begriff ist
der der Dachgenossenschaft. Hinter dem Begriff steckt ein bisher in ihren
einzelnen Facetten noch nicht ausgeklügelte Struktur. Unter dem rechtlichen
Dach einer eingetragenen Genossenschaft werden die Vorteile professioneller
Strukturen der Wohnraumerstellung und -verwaltung mit den Möglichkeiten des
Wohnens in überschaubaren Gruppen mit Gleichgesinnten bzw. mit Menschen mit
analogen Interessen und Bedarfen organisiert. Es wird insofern ein Spagat
organisiert zwischen rationeller Organisation und kontinuitätssichernden
Rechtsrahmen sowie dezentraler, selbstorganisierter, gruppenverantwortlicher
Gestaltung des eigentlichen Wohnraums mit Überschaubarkeit und Nähe zu
Gleichgesinnten.
Vielfältige Facetten
Im Themenschwerpunkt werden die Idee und bisherige Erfahrungen mit
Dachgenossenschaften diskutiert. Hintergrund sind Forschungsergebnisse, die im
Rahmen des Programms ExWoSt (Experimenteller Wohnungs- und Städtebau)
erarbeitet werden konnten. Barbara Crome und Gabriele Sterzenbach erläutern den
Gesamtzusammenhang, der die fundierte Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten
von Dachgenossenschaften überhaupt ermöglicht hat. Wolfgang Kiehle von der
Wohnbundberatung NRW geht auf die unterschiedlichen Formen und Merkmale von
Dachgenossenschaften ein. Ergänzend hierzu zeigt Britta Becher von der STATTBAU
Hamburg Möglichkeiten auf, wie die Risiken der Projektentwicklung eines
Wohnprojekts für eine Dachgenossenschaft klein gehalten werden können.
Anschließend werden zwei konkrete dachgenossenschaftliche Ansätze etwas
ausführlicher dargestellt. Birgit Pohlmann-Rohr und Martina Buhl beschreiben
den Weg der Beginen zu einer eigenen Dachgenossenschaft. Sie sind ebenso wie die
Mitglieder des Mietshäuser Syndikats in Freiburg ein Zusammenhang, der auf
ausgeprägten gemeinsamen Werten beruht. Das Syndikat versucht allerdings
bewusst, eigene kooperative Strukturen zu entwickeln, die nicht auf den
Grundlagen des Genossenschaftsgesetzes beruhen. Hinweise auf eine Qualifizierung
und die Empfehlung, dachgenossenschaftliche Konzepte in möglichst vielen
Regionen und Städten gezielt anzugehen, runden den Schwerpunkt ab.
Schwerpunktthema Seite 7 bis 10