Monatszeitung für Selbstorganisation
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6. BUNDESTREFFEN DER TAUSCHRINGE:"Wer nichts hat, der ist auch nichts wert"VertreterInnen von 66 Tauschsystemen, insgesamt 160 TeilnehmerInnen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Ecuador trafen sich am letzten Septemberwochenende in Karlsruhe. Birgit Koch, Red. Hamburg - Drei Eröffnungsvorträge leiteten die Tagung mit dem Titel "Eigenverantwortung und soziales Engagement" ein: Den Wert eines Menschen allein an seiner ökonomischen Leistungsfähigkeit zu messen sei zutiefst inhuman und außerdem falsch, stellte Regine Hildebrandt, ehemalige Sozialministerin in Brandenburg, in ihrem Vortrag "Tauschringe - ein Markt neben der Marktwirtschaft" fest. In der Marktwirtschaft gilt nun mal die Regel: "Wer nichts hat, der ist auch nichts wert" mit der Folge sozialer Ausgrenzung. Tauschringe helfen hier in mehrfacher Hinsicht weiter: zum einen kann sich auch der etwas "leisten", der nur wenig Geld hat. Zum zweiten kann sich beispielsweise ein Arbeitsloser oder Sozialhilfeempfänger beweisen, dass er durchaus nützlich und leistungsfähig sein kann und zum dritten sind Tauschringe auf Kommunikation und Zusammenarbeit angelegt, die die soziale Integration der Teilnehmenden bewirkt. Die Tauschringe sollten ihren Bekanntheitsgrad verbreitern und in praktischer Arbeit ihre Attraktivität erhöhen. Das Honorar von Frau Hildebrandt wurde in Zeitwährung vergütet. Mit "Lokale Nebenwährungen - Chancen und Perspektiven im vereinten Euro-Europa" gelang Dr. Hugo Gottschalk (Paysys-GmbH, Frankfurt) ein Vergleich der Tauschsysteme als lokale Nebenwährung des 3. Sektors mit Äquivalenten des ersten Systems. So werden lokale Nebenwährungen der Geldwirtschaft, insbesondere durch die Revolution des "E-Geldes" per pre-payed Scheckkarte als "Türöffner" Legalität und Bedeutung der Zeitwährungen forcieren. Mit "Tauschringe als innovative Kraft im 3. System" beleuchtete Dr. Monika Schillat (TU Berlin) die Entwicklungsperspektiven des 3. Sektors (unbezahlte Arbeit) unter Einbeziehung der Tauschringe. Entlang eines von der Forschungsgruppe "Lokale Ökonomie" an der TU Berlin entwickelten Modells stellte sie die herausragende Bedeutung lokaler Tauschaktivität als Kontaktfeld dar. Die Berichte aus Italien mit 320 Tauschringen (BDT Banca del Tempo, SRI Systeme der indirekten Gegenseitigkeit) und 8.000 Teilnehmern sowie Frankreich mit 350 Tauschringen (SEL Systeme d'changes locaux) und ca. 25.000 Teilnehmern bestätigten die Ähnlichkeit zur deutschen Situation mit 340 Systemen und über 30.000 Teilnehmenden. Auch in Ecuador sind in den letzten Monaten 90 Tauschringe (SINTRAL-Gruppen) entstanden. Sie sind nicht mit unseren Systemen vergleichbar. Das anspruchsvolle Kulturprogramm mit Tanzperformance und französischen Chansons sorgte für einen gemütlichen Abend während des 6. Bundestreffens der Tauschsysteme im Kulturzentrum Tempel in Karlsruhe. Kontakt: Tauschring Karlsruhe, Hardtstr. 37a, D-76185 Karlsruhe, Tel. (07 21) 955 35 41 Eine aktuelle Liste der Tauschringe aus der BRD, Österreich, Schweiz, Frankreich und international wird in den "Bunten Seiten 2001", die im Januar 2001 erscheinen werden, veröffentlicht. |
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