Monatszeitung für Selbstorganisation
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NACHRUFUta kämpft nicht mehrAm 17. Februar 2010 starb in Dresden Uta Knischewski.Uta arbeitete viele Jahre in der CONTRASTE-Redaktion, aber ihr Engagement begann viel früher. Seit 1993 gehörte sie zur Grünen Liga in Dresden. Sie schrieb für die Grüne-Liga-Zeitschriften Grünhorn und Alligator unzählige Beiträge. Dort gab es immer die Frage, ob man eher systemkonform oder in der Konfrontation versuchen sollte, für die Erhaltung der Umwelt einzutreten. Uta hat sich für den unbequemeren Weg entschieden. Seit 1997 hat sie sich an Aktionen gegen die Atomindustrie im Wendland beteiligt, war in Dresden gegen das Atomforum und gegen Castor-Transporte und Gentechnik aktiv. Sie war Redakteurin des freien Radios Coloradio und hat an einem Sozialhilfe-Ratgeber für Dresden mitgearbeitet. Ihre Radio-Sendung »Die Droge Zucker« wurde 2002 in Nürnberg mit dem Alternativen Medienpreis ausgezeichnet. Den Umsonstladen in Dresden hat sie mitgegründet, war in der Verbrauchergemeinschaft HOLFIX, der Bürgerliste Dresden und bei ATTAC Dresden aktiv. 1995 hat sie den Verein abfallGUT Dresden e.V. mitgegründet und war seit 1997 mitverantwortlich für das Entstehen und den Betrieb des Wertstoffhofs des Vereins. Im abfallGUT entstand 2003 unter Utas maßgeblicher Mitwirkung die Ausstellung »Arbeit auf Teufel komm raus«, die zehn Jahre durch Deutschland und Österreich tourte. Dem Zwang zur Lohnarbeit in einer umweltzerstörenden Konsumgesellschaft setzte sie andere Werte entgegen: »Genuss von freier Zeit, von intakter Natur oder gemeinschaftlichem Zusammenleben. « (aus dem Ausstellungskatalog). Utas Engagement war immer mit großer Konsequenz, aber auch mit Bescheidenheit verbunden. Sie näherte sich ihren Themen, indem sie radikale, das heißt an die Wurzeln gehende Fragen stellte, sowohl zu den Ungerechtigkeiten in der globalisierten Welt, als auch zum Miteinander in den eigenen Zusammenhängen. Ihr ging es nicht nur darum, was getan wurde, sondern ganz wesentlich um die Art und Weise, wie Menschen ihre Zusammenarbeit gestalten. So beinhaltete zum Beispiel der von ihr betreute CONTRASTE-Schwerpunkt »Keule, Keile und Krawall« (Ausgabe 242, November 2004) Anregungen zum Nachdenken über den Umgang mit Regeln, informellen Hierarchien und Konfliktlösung in Gruppen. Zur Kritik der heutigen Frauenbewegung schrieb Uta: »Für mich heißt Emanzipation: Jede und jeder kann ihr/sein eigenes Leben gestalten, erhält dafür alle Voraussetzungen und wird von niemandem in irgendwelche Schubladen gezwungen. Vielfalt ist erwünscht und es gibt keine Bewertung in »besser« und »schlechter«. Eine Gemeinschaft besteht aus gleichberechtigten Individuen, die ein gemeinsames Ziel/Projekt und kein Abhängigkeitsverhältnis verbindet.« (2001, www.opentheory.org) Wegen ihrer schweren Erkrankung musste Uta in den letzten Jahren kürzer treten. Bis zuletzt blieb sie CONTRASTE verbunden und nahm noch im letzten Sommer am Plenum in Portugal teil. Wir trauern um eine engagierte Kollegin, um einen wunderbaren Menschen, um Uta – sie fehlt uns! Holger Metzner, Elisabeth Voß |
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