Großdemonstration gegen US-Basis Rota in Andalusien
"No in nuestro nombre"
Rund 20.000 KriegsgegnerInnen protestierten am
30. März vor der US-Marine-Basis Rota in Andalusien gegen den Irak-Krieg. Fünf
Kilometer vor dem Tor zur größten europäischen Militärbasis der USA
sammelten sie sich zur Kundgebung unter dem Motto "No in nuestro nombre"
("Nicht in unserem Namen!").
Ariane Dettloff, Redaktion Köln - Von Rota aus
starten täglich schwere Maschinen Richtung Golf und liefern den dort
eingesetzten Eroberern (darunter auch 100 spanische Soldaten) Nachschub. In
einem Zelt vor dem Tor hat eine Gruppe Hungerstreikender Quartier bezogen. Doch
das an Luftballons befestigte Transparent,
das den Krieg der Ölkonzerne anprangert, schwebte an seinem
Hauptziel vorbei. Auch die Andalusierin aus Pappmaché, die ausruft:
"Krieger, verschwindet von unserer Erde!", bekamen die in Rota
stationierten US-Soldaten nicht zu sehen - es sei denn im
spanischen Fernsehen, das den Protestzug ausgiebig filmte.
Auch die Papp-Rakete, die als "intelligente Waffe" auf das
"Arschloch Aznar" zielt.
"Auf Friedensfüßen" wollte die kommunistische Jugend dem
Imperialismus Paroli bieten, und die "Vereinigte Linke/Die Grünen"
empfahl "Paz" ("Frieden") und sagte wie die meisten
MarschiererInnen "No a la Guerra" ("Nein zum Krieg").
AnarchistInnen in Guevara-Look waren zahlreich vertreten. Ihre Gewerkschaft CGT
mit den rot-schwarzen Fahnen folgte der kommunistischen CNT, die sich den
PCE-GenossInnen anschloss (PCE = Kommunistische Partei Spaniens). Einhellig
forderten sie "Generalstreik".
Viele Demo-TeilnehmerInnen suchten Bush und Spaniens Regierungschef Aznar per
Steckbrief, um sie wegen Kriegsverbrechen anzuklagen. Andere forderten, die
"Yankees" aus dem Atlantikstädtchen Rota hinauszuwerfen. Ein
Marschierer verlieh
seiner Ablehnung der NATO Nachdruck, indem er auf sein
Pappschild die Puppen Barbie und Ken in Kriegskluft montierte.
Aufgerufen hatte zu der Demonstration ein breites Bündnis.
Das Plakat schmückt eine arg zerzauste Friedenstaube, die um
Hilfe ruft. Seit 1984 gibt es Protestmärsche gegen die US-Basis in Rota. In den
Vorjahren war die Menge stets sehr überschaubar. Doch jetzt - laut Umfragen
sind mehr als 92 Prozent der SpanierInnen gegen den Irak-Krieg eingestellt, den
ihre Regierung jedoch weiterhin
unterstützt - kamen Busse von weither, sogar aus Sevilla und Madrid.
Sandwiche der Friedensgruppe "PAX an!" aus Köln waren auch zu sehen -
z.B. mit dem Spruch "Kein Mensch ist kollateral". In ganz Spanien ist
die Opposition gegen diesen Krieg so stark, dass auf den Plätzen jeder Stadt
große Transparente hängen und kaum ein Tag ohne Meldung einer
Grossdemonstration vergeht.
Das Engagement der spanischen Bevölkerung gegen Krieg und Kriegsbündnisse
hat Tradition. So ergab das Referendum zum Nato-Beitritt 1986 eine Mehrheit
dagegen. Nichtsdestotrotz hat die (damals sozialdemokratische) Regierung dann
1997 beschlossen,
beizutreten. Beim Marsch zur Basis Rota 2003 wurden wieder
viele Parolen gegen die Nato mitgeführt: "OTAN no!"
Lebhaftes Trommeln und Skandieren begleitete den Zug während
seiner zweieinhalb Stunden Dauer. In Puerto Santa Maria östlich der
Basis Rota wurde er von zahlreichen AnwohnerInnen mit Applaus begrüßt (zur
Nachahmung in D-Land warm empfohlen!). Nachdem allerlei Mauern besprüht,
Wegweiser zur US-Basis Rota unkenntlich gemacht, Tankstellen-Schilder mit dem
Hinweis auf das "Blut für Öl" verziert und die örtliche
Burger-King-Filiale mit der Aufforderung zum Boykott versehen worden waren, zog
die Menge trotz der
schlechten Nachrichten aus Bagdad (weiter heftige Bombenangriffe) singend und
tanzend wieder nach Hause. "No Guerra, no guerra, no guerra, no no!"
passt bestens zur "Kalinka"-Melodie. Ein schneidiges
"No a la guerra, bases fuera!" (Nein zum Krieg, Basen raus!) wurde zu
in Richtung Polizei-Hubschrauber gereckten Mittelfingern junger Andalusier
skandiert. Ob die konservative Aznar-Regierung der Aufforderung zum Rücktritt
Folge leisten wird, blieb offen.