Sozivation
- Neue Genossenschaften als Pioniere Sozialer
Innovationen
Neue Produkte, Erschließen von Märkten, veränderte
Umgangsformen und die Umsetzung kreativer Entscheidungs- und Eigentumsformen war
schon immer ein wesentliches Kennzeichen genossenschaftlicher Unternehmen in
ihrer Gründungs- und Aufbauphase. Viele selbstverwaltete Betriebe, aber auch
zahlreiche Organisationen aus dem Umfeld der neuen sozialen Bewegungen haben
hier Neuland beschritten und wichtige Meilensteine in Richtung
gesellschaftlicher Veränderung auf der einzelorganisatorischen Ebene gelegt.
Ein kleiner Ausschnitt davon wird in dem Schwerpunkt Sozivation konzeptionell
und praxisbezogen veranschaulicht.
Burghard Flieger, Red. Genossenschaften - Der
Begriff Innovation steht für Neuerung und Veränderung. Kommt ergänzend die
Bezeichnung sozial hinzu, geht es vor allem um die Erprobung und Einführung
neuer Konzepte, Institutionen und Organisationsformen sowie die Eroberung neuer
Tätigkeitsfelder. Dabei stellt Innovation allerdings kein Wert an sich:
"Neu" bedeutet nicht von vornherein "besser". Dennoch kann
es positive soziale Veränderungen nur geben, wenn Neues gewagt wird. Hinzu
schwingt bei der Formulierung Soziale Innovationen immer auch schon ein
positiver Beiklang mit.
Infrastruktur bereitstellen
Die Genossenschaften haben in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Innovationen
erprobt und umgesetzt. Das Bestreben nach Innovation gehört bei
Genossenschaften, insbesondere in der Aufbau- und Pionierphase, ebenso zu den
Erforderlichkeiten wie das Weiterentwickeln bewährter Verfahren und der
sorgsame Umgang mit knappen Ressourcen. Wenn Aktive in Genossenschaften Neues
wagen sollen, hat dies drei Voraussetzungen: Sie müssen wollen, sie müssen können
und sie müssen dürfen. Innovationen sind abhängig von förderlichen
Rahmenbedingungen innerhalb und außerhalb der Organisation. Die Erprobung und
Durchsetzung neuer Ideen braucht eine verlässliche Infrastruktur.
Entsprechend werden im letzten Teil des Schwerpunktes drei
genossenschaftliche Ansätze dargestellt, die sich das Bereitstellen einer
solchen Infrastruktur zur Aufgabe gemacht haben. Die INNOGEN eG - eine
Genossenschaft für die Entwicklung und Vermarktung von innovativen Produkten
und Dienstleistungen aller Art - konzentriert sich dabei stärker auf überprüfbare
Innovationen wie Produkte und Dienstleistungen und betreut und begleitet deren
Markteinführung. Dagegen hat sich die innova eG iG, Entwicklungspartnerschaft für
Selbsthilfegenossenschaften, zur Hauptaufgabe gemacht, die Qualifizierungen von
am Arbeitsmarkt Benachteiligten zu organisieren. Sie sollen so in die Lage
versetzt werden, Selbsthilfegenossenschaften zu gründen und sich mit dieser
Organisationsform am Markt zu behaupten. Beide Ansätze verknüpfen will eine
Projektinitiative in Berlin, indem parallel technische Innovationen mittlerer
Reichweite mit genossenschaftlichen Existenzgründungen und Ausgründungen zum
Erfolg gegen Arbeitslosigkeit verknüpft werden.
Mitglieder fördern
Vorweg werden allerdings erst zwei zentrale Bestandteile genossenschaftlicher
Organisationen auf der konzeptionellen Ebene erläutert: die
Mitgliederorientierung und die Partizipation. Sie können als soziale Bausteine
und auch als soziale Innovationen bezeichnet werden, für die die
genossenschaftliche Organisation oftmals als Metapher schlechthin steht.
Günther Ringle, Hochschulprofessor am Genossenschaftsinstitut der Universität
Hamburg verdeutlicht, dass insbesondere Mitgliederzufriedenheit und
Mitgliederbindung entscheidend für die langfristige soziale und wirtschaftliche
Stabilität von Genossenschaften sind. Sonja Menzel, vom Sächsischen Verein zur
Förderung des Genossenschaftsgedankens e.V., richtet ihren Blick stärker auf
die Aspekte Mitgliederbeteiligung und -partizipation und veranschaulicht die
konkreten Möglichkeiten hierzu am Beispiel der Wohnungsbaugenossenschaften. Über
dem gesamten Schwerpunkt "schweben" die Anfang August geplanten
Alternativen Genossenschaftstage. Sie werden unter dem Themenschwerpunkt soziale
Innovationen organisiert und aus diesem Grunde vor den skizzierten Beiträgen
kurz dargestellt.
Schwerpunktthema Seite 7-10