Monatszeitung für Selbstorganisation
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ZENSUR DURCH WOHNUNGSGESELLSCHAFT SAGATräume brauchen Räume – Kein Tag ohne Infoladen!Dem Hamburger Infoladen-Wilhelmsburg, der von der »Initiative für ein soziales Wilhelmsburg e.V.« getragen wird, wurde die Räumlichkeit in der Fährstraße 10 durch die SAGA-GWG zum 30.06.2010 gekündigt. Wie auch in einem weiteren Beitrag auf den Seiten 3/4 über das Hamburger Gängeviertel, geht es gegen Gentrifizierung. Und dieses Engagement scheint zur Kündigung geführt zu haben. Diego # »Grund ist, dass wir uns im Netzwerk »Recht auf Stadt« gegen Gentrifizierung engagieren«, sagt Narmin Pientka vom Infoladen. Daher habe man auch eine kritische Haltung zur Internationalen Bauausstellung 2013 (IBA), mit der der Senat Wilhelmsburg »aufwerten « will. Diese Begründung für eine Gesinnungskündigung bestreitet die SAGA. Es gehe bei der Kündigung des 28 Quadratmeter großen Ladens um die Verschandelung von Klinkerfassade und Ladentür mit Plakaten und Aufklebern. Nach einer erfolglosen Abmahnung Ende November 2009 sei dann die Kündigung ausgesprochen worden. Bei Gewerbemietverträgen ist das ohne Begründung möglich. Narmin Pientka vermutet, dass ein kritisches Plakat im Schaufenster über die Internationale Bauausstellung 2013 und die fortschreitende Gentrifizierung im Stadtteil Wilhelmsburg Stein des Anstoßes war. »Das Plakat muss jemand von der SAGA zufällig gesehen haben«, sagt Narmin. Denn bei einem Gespräch zwischen ihnen und dem SAGA-Verantwortlichen sei deutlich gesagt worden, »dass sie uns hier nicht wollen«, berichtet Narmin. Die SAGA sei »IBA-Kooperationspartner « und könne nicht zugleich den Infoladen in ihrer Immobilie dulden. Auch ein Gespräch konnte jedoch keine positive Wendung für den Infoladen erwirken. »Die SAGA war nicht bereit, die Kündigung zurück zu ziehen. Vereine, die sich kritisch mit der IBA auseinander setzen, werden keine Flächen mehr anmieten können. Es ist vor dem Hintergrund der aktuellen stadtpolitischen Situation haarsträubend, wenn die städtische SAGA nicht nur nicht ihrem Auftrag des sozialen Wohnungsbaus nachkommt, sondern auch noch bereits etablierte soziokulturelle Räume verdrängt. Gleichzeitig ist der Senat mit der angeblichen Aufwertung des Stadtteils beschäftigt. Demokratische Prozesse werden verhindert – das ist doch paradox!«, so David Kress, Vereinsvorstand. Der vor drei Jahren gegründete Infoladen- Wilhelmsburg wird von verschiedenen jungen Leuten ehrenamtlich betrieben. Die wöchentliche »KüfA – Küche für Alle» am Donnerstagabend funktioniert wie auch der gesamte Laden einzig über Spenden und Menschen, die sich aktiv in diesem Raum betätigen. Dem Infoladen- Wilhelmsburg liegt ein selbstorganisiertes Konzept zugrunde. Die Miete und sonstige Geldausgaben werden über Mitgliedsbeiträge, Solidaritätsveranstaltungen oder Spenden finanziert. Trotz des beengenden Raumes treffen hier junge Interessierte, Familien, Studierende, Auszubildende, Kreative und Berufstätige aufeinander und gestalten gemeinsam Outdoor-Kino-Vorstellungen, eine Free-Art-Ausstellung, Brunch, Info- Cafés, Vorträge, verkaufen fair angebauten und gehandelten Kaffee und bieten nicht zuletzt kostenlose Hausaufgabenhilfe an. Der Infoladen ist somit Treffpunkt für Menschen, die sozial, politisch und gesellschaftlich agieren wollen. Die Kündigung beendet diese Form der sozialen Kommunikation. Als Reaktion auf diesen Eingriff der SAGA sind nun diverse bunte Aktionen unter dem Motto »Träume brauchen Räume – kein Tag ohne Infoladen « angekündigt, die auf die Situation des Infoladens aufmerksam machen sollen. Es wird einen Umsonst-Flohmarkt geben, eine Verlagerung der sonst im Infoladen stattfindenden KüfA – Küche für Alle (veganes Essen gegen freiwillige Spende) vor die SAGA-GWG-Zentrale in der Poppenhusenstraße und andere Orte, einen Stand am Hafengeburtstag, Infoveranstaltungen im Infoladen und ein großes Abschiedsfest. Die genauen Termine werden gesondert bekannt gegeben. Alle sind eingeladen, an den Aktionen teilzunehmen. |
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