Über einige Probleme in der Zusammenarbeit mit den Grünen
Änderung in Sicht?
"Der Aufbau alternativer Projekte muß nach Kräften vorangetrieben
werden. ( ...) Die GRÜNEN werden ihre finanziellen und parlamentarischen
Möglichkeiten ausschöpfen, diesen alternativen Sektor zu stützen und seine
Überlebenschance gegenüber der kapitalistischen Gesellschaft zu
verbessern." Dieses Zitat aus der von der Bundesdelegiertenkonferenz der
GRÜNEN beschlossenen programmatischen Erklärung "Sinnvoll arbeiten -
solidarisch leben" wollen wir dem Artikel voranstellen, der einige Probleme
unseres Druckerkollektivs in der Zusammenarbeit - oder besser
Nichtzusammenarbeit - mit dem grünen Landesverband NRW aufzeigen soll.
Wir werden das oben genannte Programm noch öfter bemühen müssen, um die
Widersprüchlichkeit von programmatischem Anspruch und alltäglichem Handeln
aufzuzeigen.
Anfang 1983 haben wir unseren Betrieb von Neuss-Land nach Düsseldorf verlegt
und produzieren heute (eine Frau, drei Männer) in den Formatbereichen A4 bis 50
X 70 cm. Mit dem Umzug verbunden war ein erheblicher Anstieg aller Festkosten,
so daß wir eigentlich nur bei einer kontinuierlichen Auslastung unserer
Produktionskapazitäten einigermaßen über die Runden kommen. Diese ist aber
nur periodenmäßig gegeben, sie folgt mehr kurvenartig dem Verlauf 'politischer
Konjunkturen'.
ROGRAMM UND PRAXIS
Da wir mittlerweile für einen großen Teil der linken und fortschrittlichen
Initiativen und Verbände in Düsseldorf und Umgebung drucken, war für uns
insbesondere das nur sporadisch zustande kommende Zusammenarbeiten mit dem LV
der GRÜNEN auffallend, wofür uns allerdings die Gründe unklar blieben. Fest
stand nur: Es gibt ein doch ganz erhebliches Volumen an Druckaufträgen, nur
landen diese nicht dezentral bei den verschiedenen Alternativ-Druckereien NRW's
(fast alle dieser uns bekannten Druckereien klagen über ähnliche Probleme mit
dem Landesverband), sondern sie landen bei einem Schnelldruck in Düsseldorf
(der mittlerweile ihrem Stammkunden auch 25% Preisrabatt gewährt).
Im bereits oben zitierten Programm der GRÜNEN heißt es: "So gering der
gesamtwirtschaftliche Beitrag selbstorganisierter Projekte heute noch sein mag,
so groß ist ihre Bedeutung als Feld wichtiger sozialer und politischer
Experimente. ( ...) Wir be- trachten es deshalb mit Sorge, daß heute - gerade
in der Krise - alternative Kleinbetriebe (...) nur begrenzte Existenz- und
Entwicklungsmöglichkeiten haben. (...) In der Krise verschärft sich der
Auslese-Prozeß unter den konkurrierenden Alternativ-Projekten selbst als auch
gegenüber den gewinnorientierten Kleinunternehmen".
Unsere Unzufriedenheit über die vom grünen Landesverband gehandhabte Praxis
bei der Vergabe seiner Druckaufträge im Widerspruch zu doch zentralen Aussagen
des Programms der GRÜNEN hat uns dann im Februar dieses Jahres dazu bewegt, uns
in einem Brief an die Landesgeschäftsstelle zu wenden, in dem wir auch unsere
Kritikpunkte darlegten.
Ergebnis dieses Briefes war ein kurzes Gespräch mit einem Mitglied der
Geschäftsstelle und die Zuteilung eines Druckauftrages für die Materialien zur
Landesdelegiertenkonferenz.
Damals wurden uns im wesentlichen drei Gründe für die häufige Vergabe der
Druckaufträge an Schnelldruckereien genannt: Unkenntnis über die Existenz der
verschiedenen Alternativbetriebe durch wechselnde Besetzung der
Geschäftsstelle, teilweise Gedankenlosigkeit und auch Bequemlichkeit. Beim
Stamm-Schnelldruck könne man auch schon mal Chaos anrichten, so etwa nach
Indruck-Gabe noch Umstellungen und Änderungen vornehmen, was dann allerdings
auch seinen Preis hat. So wurden die kompletten Materialien einer der letzten
Landesdelegiertenkonferenzen beim Schnelldruck gedruckt. Wir hatten die
Gelegenheit, nachträglich einmal den Druckpreis nach unserer Preisliste zu
kalkulieren und lagen da bei ca. 50 Prozent der von den GRÜNEN bezahlten
Druckkosten.
Nach dem so einmal aufgenommenen Gespräch wurde es dann wieder für Monate
still um den grünen Landesverband. Es gab nur noch mal zwei oder drei Anfragen
über extrem kurzfristig zu erledigende Drucksachen. Das lief dann jeweils etwa
so ab: Freitags nachmittags ein Anruf, ob wir bis Montag vormittag eine kleine
Broschüre fertigen könnten. Da wir nicht vorhatten, nur den Lückenbüßer
abzugeben, zumal das ja für zwei von uns Wochenendarbeit bedeutet hätte, waren
wir zu solchen Sprüngen nicht bereit. So gab es dann noch einige
Reibungspunkte. Wir hatten z.B. telefonisch einen Druck- und
Fertigstellungstermin für 3000 A 4 Flugblätter mit einer Erklärung der
GRÜNEN zur 35-Stunden-Woche zugesagt. (Zu diesem Zeitpunkt war der
Druckerstreik bereits praktisch zu Ende, die Erklärung kam also ziemlich
spät). Mit der Druckvorlage wurde uns dann ein Vertrag zur Unterschrift
vorgelegt, der eine Konventionalstrafe in Höhe von 1000 DM vorsah, für den
Fall der Nichteinhaltung des Fertigstellungstermins. Solche Umgangsformen sind
wir allerdings von keinem anderen unserer Kunden gewohnt. Da sich also nichts
Grundlegendes verändert hatte, haben wir uns in den letzten Wochen nochmals um
Gespräche mit der Landesgeschäftsstelle bzw. dem Landesverband bemüht. Ein
erstes Gespräch verlief praktisch ergebnislos, da wir offensichtlich an einen
nicht zuständigen Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle geraten waren.
(Weshalb wir auch auf dessen z.T. haarsträubenden Erklärungen hier nicht mehr
eingehen wollen).
ÄNDERUNG IN SICHT ?
Ein weiteres Gespräch, das auch auf Initiative von Mitgliedern des
Düsseldorfer Kreisverbandes und des NETZWERKS zustande kam, läßt immerhin
eine Änderung versprechen.
Mit einem Mitglied des Landesvorstandes wurde im Groben folgendes
abgesprochen:
NOTWENDIGE MASSNAHMEN
Als zunächst wichtigste Maßnahme wäre die Erstellung einer vollständigen
Liste der Alternativdruckereien notwendig. Diese Liste sollte auch eine kurze
Auflistung der Fertigungsmöglichkeiten beinhalten wie Druckformate,
Vierfarbdruck, Weiterverarbeitung etc. Die Erstellung einer solchen Liste haben
wir übernommen. Schickt also eure Auflistungen an untenstehende Adresse.
Zum anderen schlagen wir - am besten über das Netzwerk zu organisieren - ein
Treffen der Druckbetriebe vor, wo wir abklären könnten, ob und wenn wie
Möglichkeiten auch einer schnellen Kooperation geschaffen werden könnten.
Winnie für das Druckerkollektiv TIAMATDRUCK,
Luisenstraße 69, 4000 Düsseldorf 1 Tel: 02 11/37 94 00