Monatszeitung für Selbstorganisation
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PROTESTAKTIONEN BEIM DEUTSCHLAND- UND NRW-FEST IN BONNFriede, Freude, Eierkuchen?»Freu dich, Deutschland!« lautete das Motto der Einheitstags-Parade am 3. Oktober in Bonn mit Trachtenaufzug, Blasmusik und schwarz-rot-goldenen Gummibärchen, und unter dem Slogan »Freiheit-Einheit-Freude« sang Wolfgang Niedecken »Deutschlandlieder« – ein schamloses drei Tage währendes Nationalgetümmel mit Hunderttausenden Besuchern, zehn Bühnen, 500 Zelten und gleich neben der »Kindermeile« auch die Bundeswehr. von Ariane Dettloff, Red. Köln 22.000 qm hatte das deutsche Militär angemietet, um sich auf dem NRW- und Deutschlandtag darzustellen und frische Rekruten anzulocken. Das versetzte die Friedens- und antimilitaristische Bewegung im Umkreis in Anti- Feierlaune. Weil die Bundeswehr mit ihren simulierten Rettungsaktionen auf dem Rhein sich als humanitären Abenteuer- Verein präsentierte und von »Hunter- Killer-Missionen«, toten Soldaten und zivilen Opfern keine Rede war, beleuchteten AktivistInnen diese Seite der aktuellen Nato-Kriege, an denen sich das feiernde und gefeierte Deutschland beteiligt. Dabei waren die verschiedensten Gruppierungen wie das linke Bündnis »Ums Ganze«, die katholische Friedensbewegung »PAX Christi«, die DFG/VK (Deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte Kriegsdienstgegner), »Bundeswehr wegtreten«, die IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/ Ärzte in sozialer Verantwortung), die Partei »Die Linke« und ein Bonner Jugendbündnis. Ein weithin weiß leuchtender Schriftzug am Rheinufer verlangte »KEIN WERBEN FÜR DAS STERBEN «. Ein kleines Boot zog schwarzrot gelbe Särge mit Soldatenhelm und dem Banner »ausgedient« über den Fluss, und ein symbolisches Gräberfeld mit den Namen im Afghanistankrieg getöteter Zivilpersonen bei Kundus veranlasste PassantInnen zu teils nachdenklichen, teils verärgerten Kommentaren. »Mami, sind die alle tot?« fragte ein Knirps. Ein anscheinend wohlanständiger und -situierter Herr erklärte, er gehöre der »größten Friedensbewegung« an (als solche bezeichnet die Bundeswehr sich gerne), woraufhin man ihn fragte: »Ach, waren Sie bei der Wehrmacht? « – »Du Arschloch!« entgegnete der nunmehr wenig feinsinnige Deutschländer. Massiven Ärger bei Armee und Polizei erregte das antimilitaristische Paddelboot. Berittene stoppten das Gefährt und beschlagnahmten die im Schlepptau befindlichen Styropor-Särge. Auch die antinationalen Demonstrationen wurden heftig behindert. Dennoch konnte der Antifa AK (Kölner Gruppe des linken Bündnisses »UmsGanze«) vor dem »Haus der Geschichte « für Freiheit von kapitalistischer Konkurrenz eintreten und zum »Vaterlandsverrat hier und jetzt« auffordern. Die Ablehnung eines nationalen Wir-Gefühls und die Verbundenheit mit den »Unverwertbaren dieser Erde« einten die unterschiedlichen Gruppen. |
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