Monatszeitung für Selbstorganisation
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RDL – von den Ätherpiraten zum GesellschaftsfunkWie alles anfing: 1977 schickte Radio Dreyeckland seine ersten Ätherwellen von einem besetzten Strommast in Helteren in die Lande. Damals noch Radio Verte Fessenheim, war es entstanden aus der Anti-AKW-Bewegung, aus dem Bedürfnis, der betroffenen Bevölkerung ein Sprachrohr für unverfälschte Nachrichten zu bieten. Abwechselnd wurde aus dem Elsaß oder von der badischen Seite gesendet. 1979 Von nun an war die „badische Antenne" jede Woche donnerstagsabends auf 102 Mhz zu hören. Von Radio Verte Fessenheim zu RDL ... 1981, als der ehemalige Radiopirat Mitterand zum Präsidenten gewählt wurde, endete die Verfolgung Freier Radios in Frankreich. Aus Radio Verte Fessenheim wurde Radio Dreyeckland, da die Berichterstattung einen breiteren thematischen Rahmen einnahm und „grüng inzwischen eine Parteifarbe war. ... endlich ein Studio mit Telefon 1982 fand das Radio in der Waschküche eines Bauernhauses sein erstes Domizil. Über Telefon konnten sich die Hörer ab da direkt an den Sendungen beteiligen. Parallel dazu gibt es seit diesem Zeitpunkt die öffentlichen Redaktionssitzungen einmal pro Woche im Buchladen Jos Fritz. Nun geht alles immer schneller: zwei Sendungen pro Woche, Aktionsradio in Lahr, Wyhl und Freiburg. Im Herbst wird der Freundeskreis Radio Dreyeckland e.V. von damals 300 Hörer/innen, die das Radio finanzieren, gegründet. RDL täglich im Äther 1984 Anfang des Jahres kann man bereits dreimal pro Woche RDL empfangen – ab Oktober sogar täglich. Im November stellt der Freundeskreis RDL einen Lizenzantrag an die Landesregierung. Zurück aus dem Exil 1985 Als die Landesregierung jegliche inhaltliche Auseinandersetzung mit Freien Radios verweigert, verläßt RDL im Radiofrühling 1985 das Elsaß und kehrt nach Freiburg zurück. Fünf Tage lang sendet RDL unbehelligt aus der „Grether Fabrik", dann kommt die Antwort der Landesregierung in Form mehrerer Hundertschaften schlagstockbewehrter Bereitschaftspolizisten und Sondereinsatzkommandos. Einen Tag später demonstrierten dreitausend Menschen für Radio Dreyeckland in der Freiburger Innenstadt. Doch ungeachtet der bundesweiten Proteste versucht der Staatsapparat durch Hausdurchsuchungen, Observationen und erkennungsdienstlicher Behandlung mehrerer Personen ein Klima zu schaffen, das der Landesregierung eine politische Auseinandersetzung mit diesem aufmüpfigen Radio ersparen soll. Aber schon der Radiosommer im Juli 1985 zeigte, daß sich die vielen Gruppen und Einzelpersonen trotz Kriminalisierung nicht einschüchtern lassen, sondern weiter fleißig „Beihilfe" beim Verstoß gegen das Fernmeldeanlagengesetz – nach Lesart des Staatsanwalts – leisten. Eine Unterschriftensammlung für eine Frequenz für RDL und gegen seine Kriminalisierung wird einmal mehr zeigen, daß diese Region eine freie Stimme im Äther braucht. Nach dreimonatiger Sendepause und Vorbereitungsphase nimmt RDL im Radioherbst Oktober 1985 seinen täglichen Sendebetrieb aus einem festen und öffentlichen Studio wieder auf. Das Aktionskommando „Vier Jahreszeiten" erklärt das Jahr 1986 zum Jahr der Freien Radios. |
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