ATOMTRANSPORTE STOPPEN - WIR STELLEN UNS QUER
Schluss mit dem Atommüll-Roulette!
Im Moment wird der Atommüll ständig von A
nach B und weiter nach C verschoben, um so die riesigen Atommüllberge quasi
unsichtbar zu machen. Vom Atomkraftwerk zur Wiederaufbereitung oder zum
Zwischenlager, immer mit dem Versprechen, ein sicheres Endlager auszuweisen.
Uta Knischewski, Redaktion Dresden - Das
Endlager gibt es auch nach 40 Jahren Atomkraftnutzung nicht. Von
"sicher" ganz zu schweigen, denn es gehört schon ein großes Maß an
Selbstüberschätzung dazu, einen Ort für die nächsten 100.000 Jahre für
sicher zu erklären.
Seit Januar ist nun klar, dass die Rossendorfer Castoren ins Zwischenlager
Ahaus sollen (siehe CONTRASTE 3/2004, Seite 2). Bundesumweltminister Trittin tönte
sofort, das wäre ja ein guter Transport, denn der Rossendorfer Reaktor sei ja
stillgelegt und deshalb diene der Transport dem Atomausstieg. Dies sehen die
Anti-Atom-Gruppen anders. Das frisch gegründete Aktionsbündnis
Castorstopp-Dresden nahm schnell Kontakt nach Ahaus auf und der erste Dresdner
Sonntagsspaziergang fand mit Beteiligung von vier Anti-Atom-Initiativen aus dem
Münsterland statt. Alte und neue Kontakte nach Berlin, Leipzig, Chemnitz,
Magdeburg, Ludwigsburg und Lüchow-Dannenberg wurden belebt.
Planungen werden abgestimmt, die Sonntagsspaziergänge finden zeitgleich in
Rossendorf und Ahaus statt. Und der bundesweite Autobahn-Aktionstag am 28.
Februar zeigte mit über 30 Aktionen, dass die Castoren-Verschieber auch
zwischen Anfangs- und Endpunkt große Probleme kriegen werden.
In Dresden selbst gab es schon zwei Soli-Veranstaltungen im AZ Conni, Unterstützungszusagen
von der Roten Hilfe, Greenpeace Dresden und dem Umweltzentrum. Das Kino
Casablanca änderte kurzfristig sein Programm und zeigt den Film "Trainstopping",
ein Film über den vorigen Castor-Transport ins Zwischenlager Ahaus. Andere
Kinos zeigen in ihrer Werbung ein Dia mit unserer web-Adresse.
Der Wertstoffhof abfallGUT unterstützt die Castorstopp-Aktionen mit
Baumaterial und versorgt die Sonntagsspaziergänger mit Geschirr, Tischen und
Thermoskannen. Ein Kleinunternehmer stellt seine mobile Beschallungsanlage zur
Verfügung. Alles selbstredend kostenlos. Und zu den Sonntagspaziergängen gibt
es den besten Kuchen von Dresden, gebacken von TeilnehmerInnen.
Während der Sonntagsspaziergänge zeigt sich, dass durchaus bunte und
spontane Aktionen auch mit einer Gruppe Menschen möglich sind, die sich gerade
zum ersten Mal gesehen haben. Zum Februar-Spaziergang gab es eine Probeblockade
vor dem Eingangtor zum Forschungszentrum Rossendorf und einen Spontanspaziergang
auf der angrenzenden Bundesstrasse. Die Reaktion der eilig zusammenströmenden
Polizisten war überraschend gelassen.
Übler wurde es im März, als ein riesiges gelbes Holzkreuz am
Eingangsdenkmal des Forschungszentrums befestigt wurde. Der Versuch, den "Täter"
zwecks Personalienfeststellung mitzunehmen, wurde durch eine beherzte
Sitzblockade verhindert. Im April dann seitens der Polizei wieder eitel
Sonnenschein, auch als wir mit rollenden Blechfässern auf besagter
Bundesstrasse einen überaus sinnlosen Castor-Transport entlang der zukünftigen
Transportstrecke vom Forschungszentrum zur nächsten Kneipe und wieder zurück
durchführten.
Trotzdem sind wir noch viel zu wenige, um alle wichtigen Termine wahrnehmen
zu können. Viele Leute wollen mitmachen, aber die meisten wohl erst am Tag X.
Wenn es zum wöchentlichen Freitagstreff des Aktionsbündnisses konkrete
Aufgaben zu verteilen gibt, melden sich oft immer die selben und diese verschleißen
ihre Kräfte. Deshalb ist jetzt bis Mai erst mal etwas Erholung beschlossen
worden. Was nicht heißt, das nichts passiert. Da war im April der sächsische
Jugendumwelttag in Freiberg, zu dem sich der Umweltminister Flath angesagt hatte
und dort prompt heftige Kritik von Castorstopp-Leuten für seine Castor-Politik
einstecken musste. Auch die parlamentarischen Wege werden genutzt. Es laufen
noch acht von uns formulierte Landtags-Anfragen. Die Stadtverwaltung Dresden
hingegen hat sich laut schriftlicher Anfrage für nicht zuständig erklärt und
hinsichtlich der Sicherheit ihrer BürgerInnen während der Castor-Transporte
ihr vollstes Vertrauen in die Kompetenz des Bundesamtes für Strahlenschutz
bekundet.
Jetzt müssen zusätzliche Infoveranstaltungen organisiert werden, denn das
Medieninteresse lässt ziemlich schnell nach, wenn es nicht täglich Neuigkeiten
zu berichten gibt. Eine Neuauflage des Gewaltfreien Trainings vom April wird
vorbereitet, damit sich diejenigen, die sich zum ersten Mal querstellen wollen,
gut darauf vorbereiten können. Zum Jahrestag der Tschernobylkatastrophe wird es
eine Innenstadtaktion geben, damit dieser Tag nicht ebenso in Vergessenheit gerät
wie die Castoren nach ihrer Abfahrt ins westfälische Ahaus.
Ab Ende Mai könnten die Castor-Transporte starten. Wahrscheinlich fährt
dann ein LKW 18mal die Strecke Dresden-Ahaus. Jede Menge Zeit und Platz also für
kreative Aktionen.
Im Mai wird es vor dem Sonntagsspaziergang am 16. Mai ein bundesweites
Koordinierungstreffen der Anti-Atom-Gruppen in Dresden geben. Das wird unserer
Forderung "Unsere Castoren bleiben hier" noch mal mehr Nachdruck
verleihen.
www.castorstopp-dresden.de