Berufsausbildung in Selbstverwaltung
Wir lesen es fast täglich: "30.021 Jugendliche ohne
Ausbildung in nur einem Jahrgang." - "3.000.561 Menschen ohne bezahlte
Beschäftigung." Politisch und wirtschaftlich nicht Handlungsbereite leiern
ihre Untaten zur Aufhebung der Misere runter. Frust kommt auf. Draufhauen
möchte mensch!!. Aber dann: Das Gefühl des future now - auch unter diesen
Bedingungen - überwiegt. Mensch kommt irgendwie auf die Idee, sich selbständig
zu machen. Mensch sucht nach Lücken in diesem System, um auch vom "Markt
zu profitieren". Nach mittlerweile offiziellen Schätzungen gibt es in der
BRD ca. 250.000 Menschen, die sich in diesen Nischen als Selbsthelfer
niedergelassen haben. Schon schätzt die SPD diese "Bewegung" als
"wichtiges Potential zur Bewältigung der Arbeitsmarktkrise" ein. Die
Selbsthlfer(innen) als Büttel oder Instrument der Herrschenden zur billigen
Bewältigung deren Wirtschaftskrise? Nein danke!!! Und dennoch, vollkommen
abseilen aus diesem System geht nicht. Dies im Kopf, gibt es immer wieder
Versuche, trotzdem einen eigenen Standpunkt zu finden.
Politische Vorstellungen eines ökologisch orientierten,
kollektiven Lebens und Arbeitens werden ausprobiert und zum Teil auch schon
gelebt. Die Anzeigen in der TAZ, aber auch in den Fachzeitschriften machen
deutlich, mensch braucht und will sich nicht mehr verstecken mit der geleisteten
Arbeit. Der Ökolebensmittelmarkt zeigt, wieviel gesellschaftlich lange Jahre
kaum genutzte Ressourcen mobilisierbar sind, wenn mit Kontinuität und Fachkraft
eine Belebung von "ehemaligen Nischen" betrieben wird. Nach 5-6 Jahren
der kollektiven Selbsthilfe sollen jetzt die erworbenen Qualifikationen auch
formal durch Gesellen- und Meisterbriefe anerkannt werden. Das Interesse an Öffnung
für an Mitarbeit und Qualifikation neu Interessierte nimmt zu.
Mit den ersten Schritten eigener Ausbildung im Selbsthilfebereich
beschäftigt sich Martin Greve in seinem Beitrag auf Seite 6.
Einen Kriterienkatalog über Ausbildung in Selbstverwaltung und
eine Besprechung des Handbuches "Berufsausbildung selber organisieren",
erschienen bei Jugend & Politik, veröffentlichen wir auf den Seiten 6 und
7.
Abgerundet wird unser Schwerpunkt "Berufsausbildung in
Selbstverwaltung" durch einen kritischen Beitrag Karl Bergmanns über die
Lernwerkstatt der ASH-Krebsmühle auf den Seiten 7 und 8.