Monatszeitung für Selbstorganisation
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REPRESSIONSchon die bundesweiten Durchsuchungsaktionen bei linken Projekten am 9. Mai 2007 wurden vom Bundesgerichtshof (BGH) mit Beschluss vom 20.12.2007 für rechtswidrig erklärt. Um eine weitere peinliche Niederlage vor dem BGH zu vermeiden, wurde nun durch die Bundesanwaltschaft auch das Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung gegen Beschuldigte aus Bad Oldesloe, Hamburg und Berlin an die Staatsanwaltschaft Flensburg abgegeben und wird vermutlich demnächst eingestellt werden. Mit einem Anerkenntsnisurteil entschied jetzt das Verwaltungsgericht Schwerin auf eine Klage eines Bonner G8-Gegners, dass der mehrtägige Platzverweis gegen ihn während des G8-Gipfels komplett rechtswidrig war. Seite 3 SOLDATENGOTTESDIENST
Das alljährliche Absegnen von NATO-Soldaten im Kölner Dom durch den Kardinal Meisner fand auch am katholischen "Weltfriedenstag" 2008 wieder statt - nicht ohne Begleitung durch antimilitaristische Aktionen in und vor dem Dom. Kardinal Meisner in seiner Predigt: "Pointiert könnte man formulieren: Seit es Menschen gibt, gibt es auch Soldaten." Seite 3 ILLEGALE FREIE SCHULE
Eine Freie Schule, die 28 Jahre illegal im "Viertel" in Bremen betrieben wurde, sorgte im letzten Herbst für bundesweites Aufsehen. Ronja Wöstheinrich, die inzwischen aufs Gymnasium in Verden geht, wurde in ihrer Grundschulzeit in der "Kischu" genannten Schule unterrichtet. Mit Tricks hatten die Eltern die Schulbehörden getäuscht und die Kinder nach dem Abschluss der "Kischu" unbemerkt auf weiterführenden Schulen angemeldet. Schülerin Ronja Wöstheinrich über ihre Zeit an der illegalen Minischule. Seite 3 TRANSGENE FELDER IN GIESSEN
"In der Nacht zum Mittwoch, dem 13.06.07, gg. 02:50 Uhr, wurde das für die Biosicherheitsforschung angelegte Feld mit gentechnisch veränderter Gerste der UNI Gießen im Alten Steinbacher Weg von unbekannten Tätern beschädigt. Sie überstiegen die äußere Umzäunung, durchschnitten den inneren Zaun und zogen Pflanzen heraus. Bei den Tätern soll es sich um drei unbekannte männliche Personen gehandelt haben, die von einem Zeugen gesehen wurden. Der Umfang des Sachschadens steht noch nicht fest." So lautete eine Pressemeldung der Gießener Polizei am Tag nach dem Geschehen. Das zerstörte Feld mit transgener Gerste war nicht das erste Genversuchsfeld im Raum Gießen. Doch die Tradition von Feldversuchen begründete auch eine Tradition direkter Aktionen - und eine stark auf grundsätzliche Kritik herrschaftsförmiger Technik ausgerichtete Kritik. Seite 4 GERHARD SEYFRIEDSeit über 40 Jahren hat der 1948 in München geborene Zeichner Gerhard Seyfried die Freak- und Anarcho-Szene in Form von Comics und Cartoons porträtiert. Vor allem seine Cartoons, die er zwischen 1972 und 1976 für "Das Blatt", ein linksradikales Münchener Stadtmagazin, verfasste und die später unter dem Titel "Wo soll das alles enden" (1978) entgegen den eigenen Erwartungen zu einem Bestseller mutierten (über 300.000 verkaufte Exemplare), machten ihn über die Münchener Szene hinaus bekannt. Seite 5 1968
30 Jahre Deutscher Herbst, 40 Jahre 68: Gedenktage und Jubiläen reihen sich aneinander, wie schon Jahrzehnt um Jahrzehnt zuvor tobt der Deutungskampf um die Revolte - deutlich müder allerdings, wie noch vor einigen Jahren. Während sich der omnipräsente Daniel Cohn-Bendit im Vorgriff des kommenden 68er-Jubiläums mit der Co-Herausgeberrolle eines Sammelbandes begnügt, legt Ex RAF-Kader Karl-Heinz Dellwo ein ausführliches biografisches Gespräch vor. Eine Besprechung der beiden Bücher auf Seite 6. ANARCHISMUSDer Frage nach der Möglichkeit einer nicht "individualistischen Konzeption" von Individualität bzw. einer "anarchistischen" Form von Individualität, die sich deutlich von dem liberal-kapitalistischen Modell abgrenzt, geht Gabriel Kuhn in seiner Studie "Jenseits von Staat und Individualität" nach. Er greift dabei das schwierige und seit jeher in sozialen Bewegungen und der Philosophie diskutierte Verhältnis von Individuum und Gesellschaft vor dem Hintergrund der Diskurse der Postmoderne auf. "Jenseits von Staat und Individuum", eine Rezension von Maurice Schuhmann auf Seite 12 GRÜNDUNGSKLIMAÜber Genossenschaftsgründungen liegen kaum empirisch fundierte Aussagen vor, obwohl es seit der Novellierung des Genossenschaftsgesetzes auf niedrigem Niveau immerhin zu einer Verdopplung der Genossenschaftsgründungen gekommen ist. Eine genossenschaftsorientierte Gründungsforschung existiert faktisch nicht. Wenige Ausnahmen in diesem Bereich bestätigen die Regel. Dazu gehören zwei Studien, bei denen das Thema Kooperationen kleiner und mittlerer Unternehmen im Mittelpunkt steht. Beide stellen die fehlende Bekanntheit der genossenschaftlichen Rechtsform fest. Seite 13 TOWER VENTURE EGZur Verbesserung des Gründungsklimas für junge Firmen in der Startphase gehören an vorderster Stelle Unterstützungsstrukturen im Finanzierungsbereich. Klassische Bankkredite helfen hier nicht weiter. Sie erfordern fast immer eine nicht leistbare große Sicherheit seitens der Kreditnehmer. Insofern verdient die Jenaer Genossenschaftsgründung Tower Venture eG besondere Beachtung. Als Risikokapitalgesellschaft bietet sie bei der Finanzierung Unterstützung an. Entstanden aus einer Vernetzungsstruktur von meist kleinen IT-Unternehmen, baut sie auf eine bereits vorhandene genossenschaftliche Infrastruktur und Kooperationskultur auf. Seite 13
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