Monatszeitung für Selbstorganisation
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NATO-KRIEG GEGEN JUGOSLAWIENStopp den Masters of WarEin schlimmerer Rechtsbruch als die Auslösung eines Angriffskrieges läßt sich gar nicht denken. Die NATO führt seit dem 23. März einen Aggressionskrieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. Damit offenbart sich der wahre Charakter dieses Militärpaktes mit aller Deutlichkeit. Die NATO ist nichts anderes als eine verbrecherische Organisation. Sie verkörpert die organisierte Kriminalität auf höchstem Niveau. Von Heinz Moll, Prag - Dem Schwarzbuch über die Verbrechen des Kapitalismus muß ein neues Kapitel hinzugefügt werden. Der NATO-Krieg gegen Jugoslawien stürzt Millionen Menschen in Not und Elend und destabilisiert eine ganze Region aufs schwerste. Er hat das Leiden der Menschen im Kosovo nicht verkleinert, sondern in wahrhaft tragische Ausmaße gesteigert. Seit die Kriegsfurie losgelassen wurde, ist das Unglück aber auch über all jene Bewohner Jugoslawiens hereingebrochen, die dem Gift von Intoleranz und Haß bisher tapfer widerstanden haben. Nichts entmenscht den Menschen mehr als der Krieg. Die Masters of War zu Washington und London, Bonn und Paris und Rom kümmert das alles nicht. Sie lassen weiterhin Bomben und Raketen auf Jugoslawien regnen. Jeder Tag und jede Nacht bringen noch mehr Tod und Zerstörung. Ein ganzes Land wird in die Steinzeit zurückgebomt. Gnadenlos. Gleichzeitig wird die entsetzte Weltöffentlichkeit pausenlos mit dem Trommelfeuer einer schamlos verlogenen NATO-Kriegspropaganda eingedeckt. Flächendeckend sozusagen. Die Menschen sollen über die wahren Absichten der Aggressoren getäuscht werden. Dazu hält der britische Labour-Abgeordnete und ehemalige Kabinettsminister Tony Benn fest: "Es geht mit Sicherheit nicht um das Wohl der Kosovo-Flüchtlinge. Ein paar Vergleiche: Die indonesische Regierung unterdrückt das Volk von Ost-Timor, aber sie erhält Waffen aus Großbritannien. Die Kurden haben keine Heimat, die Palästinenser keinen Staat. Aber Isräl hat Südlibanon in diesem Jahr bereits 44mal bombardiert, und die Türkei darf in Nordzypern bleiben. Das Argument `Flüchtlinge' gilt also nicht. Die Bombardierung Jugoslawiens ist vielmehr Teil einer Strategie. Zuerst soll es zerstört werden, ein Prozeß, der bereits zuvor angefangen hatte, und dann soll der Balkan unter der Kontrolle von NATO und USA stehen. Außerdem soll die UNO durch die NATO ersetzt werden. Die Zerstörung Jugoslawiens begann mit den wirtschaftlichen Reformen, was das Land dem Druck des IWF aussetzte und zum Ausscheren der reicheren Republiken führte. Die USA erkannten Kroatien an. Genscher sagte, das sei sein `größter Erfolg'. Dann kam Bosnien, jetzt Kosovo." (Benn in einem Interview der Tageszeitung "Neues Deutschland" vom 29. April.) Der deutsche NATO-General Klaus Naumann gilt als einer der Chefplaner des Krieges gegen Jugoslawien. Er ist bei alten Nazigeneralen in die Schule gegangen. Vor seiner Beförderung ins NATO-Hauptquartier hat Naumann die Deutsche Bundeswehr mit System und Raffinesse auf ihre neue Rolle als Hilfssheriff des Weltpolizisten USA trainiert. Soeben hat er die Forderung an die Bonner Regierung gerichtet, deutsche Soldaten für Kampfeinsätze im Ausland mit einem "Tapferkeitsorden" auszuzeichnen: das neue "Eiserne Kreuz". General Naumann treibt auch die Invasion Jugoslawiens durch NATO-Bodentruppen systematisch voran. Gegenüber der "Neuen Zürcher Zeitung" (Ausgabe vom 27. April) stellt Naumann locker fest, daß Jugoslawien jetzt "in seiner Entwicklung 50 Jahre zurückgebombt" wird. Gleichzeitig entschlüpfte diesem Master of War aber auch eine Aussage, die die gesamte NATO-Propaganda über den Jugoslawien-Krieg Lügen straft. Naumann gesteht ein, daß es "ein nachträglich formuliertes Ziel" ist, den Vertreibungen und der humanitären Katastrophe in Kosovo Einhalt zu gebieten. Ein nachträglich formuliertes Ziel. Aus General Naumanns Aussage ergibt sich, daß der Aggressionskrieg gegen Jugoslawien lange vor Rambouillet beschlossene Sache war. Bereits vor diesem Eingeständnis ist offenkundig geworden, daß die Verhandlungen von Rambouillet bloße Scheinverhandlungen waren. Die trotz NATO-Zensur bekannt gewordenen Tatsachen über das "Abkommen" sprechen eine deutliche Sprache. Wir wissen heute, daß dieses "Abkommen" die Stationierung von NATO-Kampfverbänden auf dem gesamten Territorium Jugoslawiens vorschrieb, nicht nur im Kosovo. Der Besatzungstruppe hätte zudem eine totale strafrechtliche Immunität eingeräumt werden müssen - Cavallese läßt grüßen. Der Vergleich mit dem unsäglichen Münchner Diktat von 1938, das die Zerstückelung der Tschechoslowakei besiegelte, drängt sich geradezu auf. Rambouillet zu sanktionieren, hätte die Implementierung eines Protektorats la mode Heydrich bedeutet. Es liegt auf der Hand, daß die jugoslawische Regierung diesem Verzicht auf ihre staatliche Souveränität unmöglich zustimmen konnte. Naumanns Geständnis läßt den Verdacht zur Gewißheit werden, daß diese voraussehbare Reaktion Belgrads von der NATO bewußt herbeigeführt wurde, um einen casus belli zu schaffen. Die Bombardierung Jugoslawiens ist Teil einer Strategie, hält der für seine brillanten Analysen bekannte Tony Benn fest. Sie zielt auf die weitere Ausdehnung und die dauerhafte Befestigung der weltweiten Hegemonie des weltgrößten Rüstungsprofiteurs USA. Mit der von ihr beherrschten NATO, der größten Militärmaschine aller Zeiten, verfügen die USA über das machtpolitische Instrument zur Durchsetzung ihres Führungsanspruchs. Mit der soeben in Washington beschlossenen neuen NATO-Doktrin haben die Mitgliedsstaaten dieses Militärpaktes den Führungsanspruch der USA ausdrücklich anerkannt. Sie haben damit gleichzeitig aber auch die Rehabilitierung des Krieges als Mittel der internationalen Politik sanktioniert. Der schändliche Krieg gegen Jugoslawien demonstriert der Welt, worauf sie sich einzurichten hat. Der verstorbene deutsche Schriftsteller und Antifaschist Alfred Andersch hat das amerikanische Monopolkapital einmal als "die gefährlichste Menschengruppe der Welt" bezeichnet. Er schrieb uns diesen Satz in unsere kleine Zeitung, nachdem US-Präsident Carter die Welt mit der beabsichtigten Entwicklung der Neutronenbombe schockiert hatte. Diese perverse Ausgeburt kranker Hirne sollte "nur" jegliches Leben zerstören, materielle Güter aber unversehrt lassen. Millionenfacher Protest aus aller Welt hat Carters abscheulichen Plan zunichte gemacht. Zehn Jahre nach dem Verschwinden ihres machtpolitischen Widerpartes Sowjetunion hält das amerikanische Monopolkapital den Zeitpunkt für das große Reinemachen für gekommen. Die Welt soll nach dem Gusto der USA neu geordnet werden, notfalls mit Feuer und Schwert. Die Strategien hierzu sind längst schon formuliert. Carters einstiger "Sicherheitsberater" Zbigniew Brzezinski gilt zu Recht als ein Großer in diesem lukrativen Geschäft. Er hat im Auftrag der US-Rüstungslobby (und mit Finanzmitteln der Regierung Clinton) eine "Geostrategie für Eurasien" entwickelt. Sie ist unter dem Titel "The Grand Chessboard" ("Das große Schachbrett") im vergangenen Jahr veröffentlicht worden. Der Schachspieler umschreibt darin in aller Offenheit, welche Staaten und Völker als Bauernopfer in Frage kommen - es sind einfach alle, die sich einer "Kooperation" mit der NATO zu widersetzen suchen. Der großen Russischen Föderation empfiehlt Brzezinski beispielsweise, sich gefälligst in drei staatliche Gebilde aufzuspalten. Ähnliche Ratschläge hält er für andere Staaten parat. "Die einzige Alternative zur amerikanischen Führung der Welt wäre die internationale Anarchie", warnt der Strategie-Professor. Oder vielleicht doch der Frieden? aus: Unsere Welt (Basel), Jg. 22. Nr. 2/3, 1999 |
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