Monatszeitung für Selbstorganisation
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VORWEIHNACHTLICHE ÜBERRASCHUNGTerroristenjagd im Berliner Mehringhof
Redaktion Heidelberg - Die Tatvorwürfe im einzelnen: Die 53jährige Sabine Eckel aus Frankfurt/Main und der 51jährige Harald Glöde, Mitarbeiter der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration (FFM), sollen an einem Anschlag auf die Zentrale Sozialhilfestelle für Ausländer in Westberlin im Jahre 1987 beteiligt gewesen sein. Am 1. September 1987 sollen die beiden auch bei einem Attentat auf den damaligen Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht, Korbmacher, mitgewirkt haben. Zudem wird Sabine Eckle auch vorgeworfen, an einem Anschlag auf den Chef der Berliner Ausländerbehörde Hollenberg im Oktober 1986 beteiligt gewesen sein. Beiden Opfern wurde seinerzeit von Unbekannten gezielt in die Beine geschossen. Die "Revolutionären Zellen" hatten damals zu militanten Aktionen gegen die skrupellose Asylpolitik der Berliner Ausländerbehörde und gegen die Praxis einer rigiden Abschiebungspolitik des Bundesverwaltungsgerichts aufgerufen. Dem ebenfalls verhafteten Axel H. wirft die Bundesanwaltschaft vor, über Jahre Mitglied der "Revolutionären Zellen" gewesen zu sein und ein Sprengstoff-und Waffendepot der Organisation "betreut" zu haben. Ein nicht verjährter versuchter Anschlag aus dem Jahr 1991 auf die Berliner Siegessäule muss als einzige Begründung für den Haftbefehl gegen die drei herhalten. Nachfolgend veröffentlichen wir eine Pressemitteilung des Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen (BUKO), dem BUKO-Arbeitsschwerpunkt Rassismus und Flüchtlingspolitik und dem Informationsbüro Nicaragua zu den Vorwürfen gegen Harald Glöde: "Unter dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie der Beteiligung an Aktionen der Revolutionären Zellen und der Roten Zora in den Jahren 1986/87 gegen die staatliche Flüchtlingspolitik wurde am Sonntag, den 19.12,. unser Freund und Mitarbeiter Harald Glöde verhaftet. Er arbeitet für die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration im BUKO-Arbeitsschwerpunkt mit. Dieser setzt sich bereits seit 1991 mit den rassistischen Entwicklungen in der BRD und Europa und den Folgen der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik auseinander. Als Arbeitsschwerpunkt organisieren wir über Seminare, Tagungen und Veröffentlichungen den Austausch zu diesen Themen. Harald Glöde ist insofern durch seine Arbeit bei der FFM für die Organisation und die inhaltliche Arbeit des Arbeitsschwerpunktes unverzichtbar geworden. Uns drängt sich der Eindruck auf, dass mit der Verhaftung von Harald Glöde, wieder mal anti-rassistische Arbeit und das Eintreten gegen die menschenunwürdige Flüchtlingspolitik kriminalisiert werden soll. Mit Harald hat die FFM wichtige Recherche- und Öffentlichkeitsarbeit zu Menschenrechtsverletzungen an Flüchtlingen an der deutschen Ostgrenze geleistet. Es liegt der Schluss nahe, dass diese Politik mundtot gemacht werden soll, da die Verhaftungen in Berlin und Frankfurt nach der Auflösungserklärung der Revolutionären Zellen Anfang von 1992 und dem Ablauf der Verjährungsfristen für die vorgehaltenen Aktionen vollkommen absurd sind. Der Î129a, die Strafbarkeit der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, bezweckt somit nach wie vor, die Kriminalisierung legal arbeitender politischer Strukturen mit dem Konstrukt einer nicht existierenden Gruppe. Der Paragraph gehört abgeschafft.
Thomas Weyland Pressemitteilung Wuppertal und Hamburg, 22.12.99 |
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