Monatszeitung für Selbstorganisation
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FRANKFURT: ERSTE RÄUMUNGEN AUF US-KASERNENGELÄNDEKampf um den Erhalt selbstbestimmter LebensräumeEine Hundertschaft Bereitschaftspolizei, Wasserwerfer, Räumfahrzeuge, Bauarbeiter, Möbelpacker und eine Gerichtsvollzieherin rückten im Morgengrauen des 29. Februars an, um den 60 BewohnerInnen der ehemaligen US-Kaserne in Frankfurt-Höchst zu verkünden: "Wir räumen und reißen ab". Dieter Poschen, Redaktion Heidelberg - Obwohl sich schnell herausstellte, dass ordnungsgemäße Räumungstitel nur gegen einen Teil des großen Kasernengeländes vorlagen, hinderte dies Polizei und Bautrupps nicht daran, den zentralen Hof mit den unter Naturschutz stehenden alten Plantanen einzuzäunen, den Spielplatz der Kinder einzuebnen und Mauern einzureißen.
Auf dem Gelände will die KEG 2.000 Wohnungen und Reihenhäuser errichten und teilte dafür das Gelände in lukrative Häppchen auf. Der jetzt zur Räumung anstehende Teil gehört inzwischen der "Nassauischen Heimstätte", die vier der neun Häuser abreißen und die verbliebenen fünf umbauen will. Ein Wohnpark mit Sozialwohnungen für 200 Menschen soll errichtet werden. Doch zunächst einmal sollen die siebzig Menschen, die bisher die neun Häuser in Selbstverwaltung betrieben, vertrieben werden. Diese, und ihr Verein WAL denken allerdings nicht daran, das Gelände freiwillig zu räumen: "Noch haben wir Mietverträge, und wir werden alle Klagewege nutzen, diese auch zu verteidigen, juristisch und politisch." Die BewohnerInnen der beiden an diesem Tage zum Abriss freigegebenen Häuser werden aufgefordert, ihre Möbel und sonstigen Habseligkeiten in die bereit stehenden Möbelwagen zu laden, Bauarbeiter machen sich daran, an einem der Häuser das Dach abzureissen. Vor den anderen Häusern werden Bauzäune "zur Sicherung der Baustelle" aufgestellt, der Innenhof mit seinen alten Platanen, der einstmals Exerzierplatz war, wird wiederrum "militärisch besetzt" und zum Parkplatz für Baumaschinen und Möbelwagen. Und überall die Polizei, fotografierend und filmend, immer auf der Lauer, ob die auf dem Platz versammelten BewohnerInnen und SympathisantInnen nicht doch noch handgreiflich gegen die Abrissbirnen vorgehen wollen. Vorsorglich haben sie einige Hafttransporter mitgebracht und einen Wasserwerfer bedrohlich auf die BewohnerInnen gerichtet.
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