Monatszeitung für Selbstorganisation
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SOZIALES WOHNPROJEKT FÜR JUNG & ALT STARTETIntegrativ Wohnen in GräfenbergIm März 2002 ist es soweit: Sieben Mitglieder des Vereins "Integrativ wohnen - Zu neuen Ufern e .V." beziehen das Haus Walkersbrunn 44 im oberfränkischen Gräfenberg (bei Erlangen). Seit sechs Jahren arbeitet der gemeinnützige Verein an der Verwirklichung einer Vision gemeinschaftlichen Lebens von Jung und Alt. Schon lange waren die rund 30 Mitglieder im Großraum Nürnberg auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie oder einem Baugrund. In Walkersbrunn, ca. 30 km nordöstlich von Nürnberg, sind sie jetzt fündig geworden.
Redaktion Heidelberg - Fünf Frauen und zwei Männer im Alter von 26 bis 88 Jahren - darunter zwei Schwerbehinderte - werden im Frühjahr ihr neues Zuhause beziehen und die erste Zelle dieser "Wahlfamilie" bilden. Es gibt mittlerweile viele Projekte dieser Art in Deutschland. Das ist wenig erstaunlich. In einer Zeit, in der viele Familien auseinander brechen und alte Menschen isoliert leben, sucht man verstärkt nach Alternativen, nach neuen, tragfähigen Lebensformen, in denen Solidarität, Geborgenheit und nicht zuletzt Lebensfreude erfahrbar werden. Das Miteinander von Jung und Alt war ein Grundpfeiler der traditionellen Großfamilie, den heute viele Menschen schmerzlich vermissen. Dieses generationsübergreifende Zusammenleben möchte "Integrativ wohnen" wieder für seine Mitglieder erlebbar und fruchtbar machen. Ziel der Gemeinschaft ist ein solidarisches Miteinander von Starken und Schwachen, ein Geben und Nehmen, gemeinsames Arbeiten und Lernen, Feiern und Freude am Leben. Aber auch gemeinsames Wachsen am Umgang mit Konflikten. Besonders Senioren und Behinderte schaffen sich mit dieser "Wahlfamilie" eine neue Perspektive. Schlagworte wie Vereinsamung, Altersdepression, Heimunterbringung oder Pflegebedürftigkeit verlieren für sie ihre große Bedrohung. Die Gruppe kann viele dieser Ängste auffangen. Jeder trägt nach Fähigkeiten und Kräften in der Hausgemeinschaft zur Bewältigung des Alltags bei. Das schafft das Gefühl, nützlich zu sein und ein sinnvolles Leben zu führen. Es bedeutet eine Lebensqualität, die weniger von Leistung, Luxus und Konsum als vielmehr von den urmenschlichen Grundbedürfnissen nach Geborgenheit, Gemeinschaft und Fürsorge getragen ist. Gesunde Ernährung und Lebensweise, verantwortlicher Umgang mit natürlichen Ressourcen gehören auch zu den Grundsätzen der Gemeinschaft. In Walkersbrunn will die Gruppe biologischen Gemüsebau betreiben, Kleintiere halten und Bienen züchten. Eine Mahlzeit pro Tag soll gemeinsam eingenommen werden. Das ist wichtig für die Kommunikation und Pflege der persönlichen Kontakte. Jeder hat aber auch das Recht auf Privatsphäre und kann sich in seine eigenen vier Wände zurückziehen. Gruppenzwang ist nicht gefragt. Außerdem will das Projekt kein Inseldasein führen, sondern sich in die Dorfgemeinde und in kommunale Verbände einbringen, z.B. mit Seminaren, gemeinsamen Festen oder Kulturprogramm. Darüber hinaus findet ein reger Erfahrungsaustausch mit ähnlichen Siedlungsgemeinschaften in der Region statt. Der Standort Walkersbrunn ist ausbaufähig und so gewählt, dass sich langfristig im Umfeld des ersten Hauses verschiedenste Wohnformen realisieren lassen. Der ersten Zelle in Haus 44 können nach einer Anlaufphase weitere Wohngruppen folgen. Für eine ausgewogene Altersstruktur sind vor allem auch junge Leute und Familien mit Kindern willkommen. Interessenten erhalten nähere Informationen über "Integrativ wohnen" bei Gisela Käb, Tel. (0 91 87) 72 81.
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