Wintertage
Auch bei den diesjährigen Wintertagen hatte
sich das Wettermacherkollektiv in gewohnter Weise zerstritten und konnte sich
nicht auf eine einheitliche Produktion einigen.
So wechselten dann Regen, Schnee und andere
Unbilden einander ab.
Den Kongreß, der von ca. 300 Menschen besucht wurde, wobei erschreckend
wenig Frauen teilnahmen, konnten diese Verhältnisse weder vom Reden noch vom
Tanzen abhalten.
Wenn auch bei den verschiedenen Themen die bekannten widersprüchlichen
Positionen von vorneherein mit einbezogen waren, um den Streit tatsächlich
ausbrechen zu lassen und auf den Punkt zu bringen, so ähnelten die Wintertage
doch über weite Strecken einem Familientreffen. Man trifft sich, freut sich
(oder auch nicht), weiß zu gut, welche Position der andere vertritt und
streitet sich nicht wirklich, bricht da ab, wo es spannend werden könnte, aber
auch ans Eingemachte geht. (Nein, natürlich nicht überall so, mindestens bei
der Diskussionsrunde mit dem animierenden Titel 'Warum geht es mir so dreckig?'
oder der über 'pfusch am Bau' blitzten Ehrlichkeit und Aggression auf).
Eigentlich ist es auch nicht die Zeit, ein Resümee der Wintertage zu ziehen
- hat doch fast niemand den Überblick über alle Diskussionsrunden und deren
Ergebnisse. Und sicherlich wäre es reichlich vermessen, aus der eher müden
Diskussion über eine gemeinsame politische Strategie den kühnen Schluß zu
ziehen, wie ihn sich Juppi in der letzten ,Wendezeit', ehemals ,Betriebszeitung'
leistet - wonach uns allen nur eine eigene Kultur fehlt, um den Streß, den
Frust und all das, was nicht so toll in unseren Betrieben läuft,
umweltfreundlich abzulassen. Da wir uns aber nicht nur mit hausgemachtem Dreck
umgeben, sondern im Kapitalismus anders wirtschaften und leben wollen, scheint
es allemal angesagter zu sein, diese Reibungsflächen offensiv nach außen zu
tragen, statt sich auf die Rolle des Freundlichen Clowns in der anderen Kultur
zurückzuziehen.
Nicht nur, damit die Daheimgebliebenen auch mitkriegen, was auf den
Wintertagen in Branchen-Teffen und Arbeitsgruppen geredet und beschlossen wurde,
sondern auch, damit die Diskussion weitergeht, wollen wir in der nächsten
Zeitung nochmal die eine oder andere Seite zu den Wintertagen machen. Schickt
eure Beiträge bis zum 15. Februar an die Berliner Redaktionsadresse.