Monatszeitung für Selbstorganisation
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ZUR KRITIK DER AUTORITÄREN ARBEITSGESELLSCHAFTTerror der ArbeitDer jahrelang beklagte und verspottete
Reform-Stau hat sich mittlerweile aufgelöst. Inzwischen herrscht enthemmter
Reform-Taumel. Die Agenda 2010 übertrifft die kühnsten Sozialabbau-Träume der
damaligen Gefolgsleute Helmut Kohls. Anne, Anders Arbeiten, Berlin - Schröders GenossInnen, phantasielos wie nicht anders zu erwarten, meckern und motzen jetzt zwar noch ein wenig. Letztlich werden sie sich auf die traditionelle sozialdemokratische Tugend der devoten Unterordnung besinnen und ihrem unersetzlichen Herrn, dem Gerhard "Rücktritt"Schröder, treu dienen. Die Reform-GestalterInnen loben sich selbst für ihren Mut, auch schmerzliche Reformen durchzusetzen. Ihr Mut besteht im wesentlichen darin, Anderen Schmerzen zu bereiten, insbesondere die Lebenssituation der Arbeitslosen immer bedrohlicher zu verschlechtern, und damit die Nicht-Arbeitslosen nachhaltig zu disziplinieren. Disziplinieren wofür? Für die Arbeit. Und hier könnte die Ursache dafür liegen, warum es bisher keine nennenswerte Opposition gegen diese ganz große Koalition der autoritären Einschüchterung gibt. So lange die Gewerkschaften, die PDS, attac und andere Linke weiterhin fromm und demütig die heilige Kuh "Arbeit" anbeten, wird ihnen nichts anderes übrig bleiben als genauso fromm und opferbereit "notwendige Einschnitte" hinzunehmen, notwendig dafür, auf dass endlich "Arbeit" komme. Sie beklagen, konform mit allen kapitalistischen FoltermeisterInnen, die Arbeitslosigkeit als das Grundübel, als das Krebsgeschwür unserer Gesellschaft. Dabei ist bei Licht besehen die Arbeitslosigkeit nicht das Problem, sondern die Lösung: In einer Produktivität-steigernden und Arbeit-einsparenden kapitalistischen Ökonomie bräuchte eigentlich immer weniger gearbeitet werden. Allgemeine Entlastung von unangenehmer, unattraktiver Arbeit, bislang ungekannter Zeitreichtum könnte die Perspektive sein. Nur, was heißt dieses "bräuchte" und dieses "könnte"? Diese Konjunktive heißen, dass es zwar reale Möglichkeiten sind, dass der Zug der tatsächlichen gesellschaftlichen Entwicklung jedoch immer schneller in die entgegengesetzte Richtung rast, nämlich in die Richtung der Gesellschaft des Arbeitszwanges. Je überflüssiger die Leute für die Arbeit werden, desto härter müssen sie - deshalb! - gegeneinander um Arbeit konkurrieren, und zwar nicht um Traumberufe, sondern um immer unattraktivere und immer sinnlosere Jobs. Diese Entwicklung ist unschön, idiotisch und auch gefährlich (Armut macht krank, verkürzt das Leben), aber vorerst nicht aufzuhalten, denn alle spielen brav mit: Die Arbeitslosen fordern nicht, wie es am vernünftigsten wäre, einfach mehr Geld, und zwar langfristig, sondern gehen der ganzen Welt damit auf die Nerven, indem sie ständig beteuern, wie gern sie doch arbeiten würden, wenn man sie nur ließe. Und die in Lohnarbeit Beschäftigten passen argwöhnisch auf die Arbeitslosen auf, dass diese nur ja nicht zu viel Spaß am Leben haben. Worauf kommt es an? Einmal: Der Arbeit den Respekt aufzukündigen, diese Art von unterwürfiger Verehrung beenden, die noch nie besonders viel mit der Würde des Menschen zu tun hatte. Und: Die Lohnabhängigkeit als die peinliche gesellschaftlich bedingte Grundsituation aller Individuen a) zu erkennen und b) zu kritisieren und c) so weitgehend als möglich abzuschaffen. Lehnen wir uns zurück und freuen uns über eine Welt, in der es immer weniger Arbeit gibt! Wer noch Fragen und Einwände hat, ist herzlich eingeladen zur
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