Monatszeitung für Selbstorganisation
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"Kein Bock auf dieses System !?"Red. Bremen „ ... aber doch leben und arbeiten mit den Leuten hier". Individuelle Freiheit und inhaltliche Selbstbestimmung ist angesagt. Eine Kultur, die Herrschaftsfreiheit ausstrahlt und damit der Entfremdung zwischen Mensch und Natur und des Menschen durch kapitalgesteuerte, teilige Arbeit, einen Riegel vorschiebt. Im Prinzip müßte dies besser heute als morgen geschehen. Radikalisierung auch in direkter Konfrontation wäre notwendig. Doch Radikalität drückt sich nicht nur in körperlicher oder sächlicher Gewaltanwendung aus, sondern zeigt sich auch in Form der neuen Lebensarbeitsverhältnisse. Beispiele hierfür sind in allen gesellschaftlichen Bereichen zu finden. Das Problem ist nur, und hier trägt die bürgerliche Medienöffentlichkeit ein gut Teil Schuld, oft empfinden Menschen in Projekten ihren Alltag nicht radikal und progressiv. Immer gegen die herrschenden und zum Teil auch schon selbst verinnerlichten Strukturen anstinken, ist auf Dauer ganz schön nervig. Die Belastung dieser Widersprüche und die tägliche Maloche mindestens auszuhalten, führt nicht selten zur Projektvereinzelung. Am größeren Zusammenhang und damit gegenseitigen Durchblick fehlt's. Hilft da denn Knete von Staat oder sonst woher? Es gibt eine aktuelle Theorie, die davon ausgeht, daß erst bei einem Nettoeinkommen von monatlich 1.900,- DM die Kräfte der Phantasie, die Kreativität und Begeisterung für politisches und soziales Engagement frei zur Entfaltung kommen. Allein, wenn dem so wäre, lohnt sich der Kampf um Staatskohle — auch ganz ohne politische Forderungen. Weil aber gerade in Niedersachsen viele staatliche Versuche anlaufen, Selbsthilfeprojekte als Ersatz und damit Legitmation für Sozialabbau und Verringerung der Mitwirkungsmöglichkeiten der Bevölkerung zu benutzen, reicht eine Umschichtung der staatlichen Mittel von Vielen auf Wenige eben nicht. Der aktuelle Stand m NiedersachsenIm Antrag der AG Staatsknete vom Nov. '84 sind grundsätzliche Forderungen, die die Identität und Existenz der Projekte ausmachen, formuliert. Die blinde Annahme ganz anders intendierter staatlicher Haushaltsmittel steht nicht an. Und die Parteien? Die CDU legt ein eigenes Programm zur Förderung der Selbsthilfe in Niedersachsen auf. Die Hoffnung auf die Kräfte der Wirtschaft bleibt dabei aber unzerstörbar. Die SPD schwingt sich auf ein galoppierendes Pferd. Ein ehemaliger Basisjuso, Gerhard Schröder, propagiert die Selbsthilfe in den eigenen Reihen. Die Wählergunst der Grünwähler soll wiedergewonnen werden. Eigene Traditionen in der Genossenschaftsbewegung werden wiederbelebt. Ein Interesse an Informationen aus der Szene besteht. Eine Anerkennung der Praxis durch solidarische Unterstützung gibt's natürlich nicht. Und die Grünen? Hier wird an einem neuen Wirtschaftsprogramm gebastelt. Die Selbsthilfe und alternative Ökonomie spielt dabei eine zunehmend wichtige Rolle. Im Ergebnis ist klar: die Kohle kommt, fragt sich nur in welcher Höhe und zu welchen Bedingungen. So mit wäre dann im 5. Bundesland der Durchbruch erreicht. Das Jahr '85 will die AG nutzen, sich intensiv auf den Fall X vorzubereiten. Im September wird es eine Tagung mit allen anderen Staatsknetegruppen der BRD geben, um nochmal an den Vergabe- und Verteilbedingungen zu basteln. Im November ist ein landesweiter branchen- und bereichsübergreifender Erfahrungsaustausch in Zusammenarbeit- mit den Netzwerken des Bereichs vorgesehen. Damit's nicht allzu trocken wird, gibt's dazwischen noch den großen SOMMERTRAUM, ein ein aktiver Alternativurlaub in Niedersachsen. Kontakt über AG Staatsknete Niedersachsen Gisela S. |
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