EINE ANDERE ENERGIEWIRTSCHAFT IST MÖGLICH:
Pionierfunktion neuer Energiegenossenschaften
Nur sehr selten werden die »sozialen«
Aspekte der Energieversorgung thematisiert. Entsprechend ist es nicht
verwunderlich, dass die Diskussionen über mitgliederorientierte bzw.
nutzerorientierte Lösungen für eine umweltverantwortliche Energiewirtschaft
meistens ausgeklammert bleiben, manchmal sogar bewusst diffamiert werden.
Trotzdem kommt es gegenwärtig zu einer immer größeren Zahl
genossenschaftlicher Lösungen im Energiesektor mit weiter wachsender Tendenz.
Solche Lösungen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, ist Ziel des
Themenschwerpunkts. Eigeninitiativen, die auf verantwortungsvolle
genossenschaftliche Lösungen zurückgreifen, sollen auf diese Weise gestärkt
werden.
Burghard Flieger, Red. Genossenschaften # Bei
der Auseinandersetzung um eine nachhaltige Energieversorgung wird der Blick seit
Jahren zu sehr auf Fragen der Ressourcen und der Technik gerichtet. Um neue
energiewirtschaftliche Konzepte dauerhaft zu verwirklichen, kommt sozialen
Aspekten wie Eigentums-, Entscheidungs- und Verantwortungsstrukturen aber
mindestens eine ebenso große Bedeutung zu. Dafür müssen die entsprechenden
stabilitätsschaffenden, rechtlichen Strukturen entwickelt werden. Hier bieten
sich besonders Unterstützungsstrukturen für Genossenschaften an. Stehen diese
doch für Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Der
genossenschaftliche Förderauftrag erfordert gesetzlich eine stringente
Umsetzung des Mitgliederwillen und -nutzens.
Anschauliche Beispiele
Bei diesem Schwerpunkt stehen drei aktuell besonders relevante Ansätze im
Vordergrund, jeweils mit Beispielen veranschaulicht:
In das Thema eingeführt wird durch einen grundlegenden Artikel. In diesem
werden Verbraucherbeteiligung und ein Überblick zu energiegenossenschaftlichen
Ansätzen miteinander verbunden. Der Beitrag kommt zu der Schlussfolgerung, dass
die Pionierfunktion der Energiegenossenschaften als nutzerorientierte
Unternehmensorganisation für eine partizipative Einbindung der Verbraucher
systematisch aufgearbeitet werden müsste. Von ihnen lässt sich lernen, wie sie
ihren Dialog mit ihren Mitgliedern und vor allem Mitgliederkunden organisieren,
um die sozialen und ökologischen Dimensionen der Nachhaltigkeit umzusetzen.
Gefordert wird allerdings auch darauf aufbauend Instrumente einer partizipativen
Kundenbeteiligung wie Energie- und Verbraucherbeiräte oder die
Erzeuger-Verbraucher-Kooperation weiterzuentwickeln.
Zur Nachahmung anregen
Anschließend werden diese Überlegungen anhand von Beispielen konkretisiert.
Die Gründung der 1. St. Ingberter Bürger-Solargenossenschaft will nicht nur
Solarenergie erzeugen, sondern verlangt ein »Sozialagio« von 10%, um damit
soziale Projekte und Bedarfe in der Region zu unterstützen. Sie ist damit
Vorreiterin geworden, die Vorbild für viele weitere Nachfolgeprojekte sein
will. Als Bioenergiedorfgenossenschaft organisiert die Energieversorgung
Honigsee eG in der ehrenamtlich geleiteten Gemeinde Honigsee mit 450 Einwohnern
mit ihren Aktivitäten die Errichtung eines Nahwärmenetzes. Das damit
verbundene hohe bürgerschaftliche Engagement ließ das Ganze zu einem
bundesweiten Vorzeigemodell werden.
Der Hinweis auf eine Tagung zum Thema Energiegenossenschaften »Eine andere
Energiewirtschaft ist möglich – Handlungsfelder, Beispiele, Akteure und
Weiterentwicklung « runden diesen Schwerpunkt ab. Die Veranstaltung findet
statt vom 04. bis 06. Juli 2008 im TaT – Transferzentrum für angepasste
Technologien in Rheine bei Münster.
Schwerpunktthema Seite 7 bis 10
SCHWERPUNKTTHEMA:
Verbraucherbeteiligung Perspektiven einer bürgernahen, demokratischen
Energieversorgung Seite 7
1. St. Ingberter Bürger-Solargenossenschaft Die Sonne als Schmelztiegel –
das Werden einer Photovoltaikgenossenschaft Seite 8
Solar-Bürger-Genossenschaft Bürstadt Solarstrom als Sparbuch Seite
8
Energieversorgung Honigsee eG Erzeugte Energie vor Ort nutzen – ein
Bioenergiedorf macht Furore Seite 9
Energiegenossenschaft Nordwest eG Energie ist ein Gut der Daseinsvorsorge Seite
10