SCHWERPUNKT GRüNES GELD
Phönix oder Ikarus
- Ökobank und die Folgen
Die Ökobank gehört zu den drei wichtigen
Vorzeigeprojekten der alternativen Szene, so zumindest lautet die Einschätzung
von taz-Redakteur Klaus-Peter Klingelschmitt. Eine Aufarbeitung ihres
"Scheiterns" fehlt bisher. Im Gegenteil: Nach einem massiven Wirbel in
der Presse Mitte des letzten Jahres ist es gegenwärtig still um die
"Turnschuhbank" geworden. Dabei befindet sich noch vieles im Fluss.
Das gilt sowohl für die Ökobank als auch für die Entwicklung der übrigen
mehr oder weniger alternativen Ansätze in der bundesdeutschen Bankenlandschaft.
Der Schwerpunkt gibt einen guten Einblick in die aktuelle Situation grüner oder
auch nur angegrünter Finanzierungsinstitute mit starkem Blickwinkel auf
genossenschaftliche Ansätze.
Burghard Flieger, Red. Genossenschaften - Die Gründe
des vorläufigen Scheiterns der Ökobank sind vielschichtiger und komplizierter
als bisher in der Presse dargestellt. Dies wird deutlich in einem ersten
umfassenderen Aufarbeitungsversuch von Michäl Berger. "Der Nebel lichtet
sich", so lautet der Titel des Artikels. Ganz wird sich der Nebel aber in
dem politisch-wirtschaftlich schwer durchschaubaren Dschungel der Zusammenhänge
vermutlich nie auflösen.
Die gegenwärtigen Aktivitäten zur Neuausrichtung von ÖkoGeno, der
ehemaligen Ökobank ohne Bank, schildert Bernd Steyer. Ihr Ziel mit einem der
bestehenden ökologisch-sozialen Finanzierungsinstitute sehr eng zu kooperieren,
hat sie bisher noch nicht erreicht. Deutlich werden aber vielfältige Ansätze
zur Zusammenarbeit und Vernetzung. Mit ihren knapp 20.000 Mitgliedern könnte
sich ÖkoGeno so - nach und nach - zu einem wichtigen Kristallisationspunkt der
verschiedenen Ansätze alternativen Wirtschaftens herausbilden. Entscheidend dürfte
dafür sein, wie sehr die Mitglieder der Genossenschaft ihr die Treue halten und
gleichzeitig auch deren wirtschaftliche Angebote nutzen und helfen diese aktiv
weiterzuentwickeln.
Visionen bewegen
Voraussichtlich wird die die GLS-Gemeinschaftsbank in Bochum die Ökobank übernehmen.
Christof Lützel skizziert das anthroposophische Finanzinstitut mit seinen
verschiedenen Einrichtungen. Deutlich werden dabei die vielen inhaltliche Überschneidungen
beider Banken. Hinsichtlich der Darstellung der bestehenden philosophischen und
unternehmenskulturellen Unterschiede hält sich der Autor aber zurück. Auch bei
der Ausgestaltung der Ökobank unter dem Dach der GLS - dargestellt in einem
zweiten kurzen Artikel des Autors - bleibt vieles offen. Dass das vorgesehene
Zusammenwachsen zweier "Kulturen" behutsam erfolgen muss, liegt nahe.
Ohne visionäre Pläne über eine gemeinsame Zukunft fehlt aber das Mitreißende,
das sich für die Bewältigung schwieriger Aufgabe immer wieder von nicht zu überschätzender
Bedeutung erweist.
Triodos ist die zweite Alternativbank, die in engeren Verhandlungen um die Übernahme
der Ökobank nicht zum Zuge kam. Wichtige Gründe hierfür waren die Rechtsform
- sie ist keine Genossenschaft - und der Sitz im Ausland. Die Darstellung von
Beat Hugi macht deutlich: Das Visionäre von Triodos Vorstand Peter Blom hätten
die Chance auf "einen Ruck" für die Ökobank gebracht und vor allem
ganz neue Perspektiven im Zusammenhang mit der Globalisierung. Ob allerdings
seine Überlegungen zu einer Sozialen Weltbank mit den auf Überschaubarkeit und
Regionalität basierenden Werthaltungen vieler Ökobankmitglieder vereinbar
gewesen wäre, wird wohl für immer unbeantwortet bleiben.
Die dritte Bank im Bunde, die an einer Übernahme der Ökobank Interesse
zeigte, kam aus dem Bereich der genossenschaftlichen Kirchenbanken. Ihre für
die Kirchenbanken charakteristische Publizitätsscheu gab den Ausschlag dafür,
dass sie schon bald aus den Gesprächen "ausstieg". Der Artikel von
Joachim Göres veranschaulicht, dass die 15 in Deutschland arbeitenden
kirchlichen Geldinstitute noch ein weitgehend unbeachtetes Eigenleben führen.
Einige von ihnen versuchen aber mit ihrem Leistungsspektrum zunehmend
ethisch-sozialen Ansprüchen gerecht zu werden. Ob sie mit diesem "Ethik
light" den strengen Ansprüchen einiger bekennender Christen gerecht werden
können, für die "Geld" ein Symbol für die Ungerechtigkeit der Welt
darstellt, bleibt zweifelhaft.
Schwerpunktthema Seite 7 bis 11