Monatszeitung für Selbstorganisation
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TWIN OAKS - KIBBUZIMKommunen international
Viele, die meine Kommune - die "Sozialistische Selbsthilfe Mülheim" in Köln - kennen gelernt haben, staunen, wenn sie hören, dass es in Deutschland noch etliche andere Gruppen gibt, die gemeinsames Leben in selbstbestimmter Weise und verschiedenster Couleur probieren. Allein im Netzwerk der Politischen Kommunen sind mehr als 30 Gruppen vertreten (siehe auch www.contraste.org). Grob geschätzt sind es hierzulande wohl mehr als tausend Menschen, die gleichberechtigt Haus und Hof teilen. Und wie viel mehr haben gute wie auch weniger gute Erfahrungen in Lebensgemeinschaften gemacht, ohne diese Lebensweise langfristig anzunehmen? Heinz Weinhausen, Redaktion Köln - Mich selbst erstaunte es, wie viel diesbezügliche Gruppen weltweit existieren. Allein in Israel sind es in 2002 269 Kibbuzim gewesen, worin 115.000 Menschen leben. In England sind es 150 Gruppen, im übrigen Europa 200, in den USA und Kanada 2.500, in Japan 250, in Australien/Neuseeland 200. Betrachtet ohne Indien und Südamerika wird auf der Homepage der "International Communes Desk" (www. communa.org.il) von mindestens 3.300 Communities ausgegangen. Erwähnt wird dort ebenfalls, dass andere Erhebungen auf bis zu 12.000 Gruppen kommen. Eine Auswahl findet sich unter www.ic.org und dem Eurotopia-Verzeichnis (www.eurotopia.de). Sicherlich sind es weltweit hunderttausende Menschen, die sich gemeinschaftlich zusammentun. Soweit eine erste quantitative Annäherung. Viele Menschen träumen von ideellen Gemeinschaften, worin ihre eigenen Utopievorstellungen einst verwirklicht werden sollen. Kommunen, selbstorganisierte Gemeinschaften sind aber nicht Traum und Sehnsucht, sie sind Faktum, Teil von Gesellschaft. Sie sind alltäglich, sind erfahrbar und analysierbar. Die Wertungen dazu sind je nach politischem Standpunkt verschieden. Oft wird über die gesellschaftsverändernde Rolle von egalitären Gemeinschaften diskutiert. Hier und heute beginnen anders zu leben, bedeutet sichtbares Beispiel solidarischen Lebens zu sein. Dies kann Impulse für andere geben, kann den Konkurrenz-Kapitalismus delegitimieren, kann Katalysator für gesamtgesellschaftliche Veränderung sein. Andere sehen genau das Gegenteil. In dem Kommunen soziales Füreinander leben, entlasten sie den Sozialstaat, betreiben sie Gratis-Sozialarbeit und entschärfen den Kapitalismus. Weil KommunardInnen oft einen genügsamen Lebensstil pflegen anstatt dem Karrierismus zu dienen, werden die Kommunen auch als Armutsprojekte gesehen. Die Schlussfolgerung lautet: Sie müssten attraktiv sein, um gesellschaftsverändernd zu wirken. Wobei niemand zu definieren weiß, was "attraktiv" nun genau zu bedeuten hat. Ein Diskutant war bereits entsetzt beim Gedanken, auf vermögenswirksame Leistungen zu verzichten. Wir können in der CONTRASTE Raum für Diskussion geben, können Einsichten, aber nicht die Antwort liefern. Und immerhin etliche Einblicke ins Gemeinschaftsleben. Wobei Kommunen keineswegs mehr zarte Pflänzchen sind, die schon beim nächsten Unwetter einzugehen drohen. Sie haben sich als Gattung gewissermaßen als überlebensfähig erwiesen. Ob sie allerdings weiterwachsen und sich verbreiten, ob sie sich zu einem gesellschaftlichen Netzwerk zu entwickeln vermögen, kann erst in der Garküche der Zukunft entschieden werden. Einblicke gibt es diesmal in zwei Oldies der Bewegung. Der erste Kibbuz wurde bereits 1909 gegründet. Meinhard Creydt beschreibt und wertet die Kibbuzim heute. Avi Kostere erzählt von seinen Erfahrungen als Kibbuzznik. Twin Oaks in den USA wurde 1967 gegründet und heute leben dort um die hundert Menschen. Lorenz Glatz aus Wien hat die Kommune drei Wochen lang besucht und stellt sie vor. Weitere regelmäßige Einblicke bietet der C.A.L.L.-Rundbrief, der halbjährlich vom "International Communes Desk" in Israel herausgegeben wird. Schwerpunktthema auf den Seiten 7 bis 10 SCHWERPUNKTTHEMAEin Besuch in Twin Oaks It isn't Utopia yet Seite 7/8 Kibuzz und Nachkapitalistische Sozialstrukturen Seite 9 Interview: Aufgewachsen im Kibbuz "Wenn Du willst, machst Du Pause" Seite 10 Kommunen International Der C.A.L.L.-Rundbrief Seite 10 |
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