Aristoteles gegen Platon? Oder Materialismus kontra
Geisterwissenschaft?
Der Krieg der Sterne
Eine Kritik an der Weltanschauung Rudolf
Steiners
und der von ihm entwickelten Anthroposophie muss
notwendigerweise die Anhänger und Anhängerinnen
der Lehre verärgern. Schließlich glaubt jede und jeder,
er oder sie habe die Offenbarung verstanden und sie für
richtig befunden und findet dann, dass andere kein
Recht hätten, diesen Glauben und dessen Richtigkeit
anzuzweifeln oder ihn gar für einen verhängnisvollen
Irrtum zu erklären.
Von Gerhard Kern, Redaktion Heidelberg - Unser
Ansatz
will aber nun nicht die vielen gutwilligen und -gläubigen
Menschen innerhalb der anthroposophischen Bewegung angreifen,
sondern das falsche Denken mit seinen fatalen Wirkungen zum
Gegenstand der Betrachtung machen. Daher geht die Reaktion
einiger Anthroposophen auf die fundierte Kritik am Gegenstand
vorbei. Es ist nicht unser Anliegen Personen oder Ideen zu
diskriminieren oder wie ein Artikel auf einer Webseite (1)
nahe legen möchte, zu diffamieren. Es geht nicht um Verleumdung oder üble
Nachrede! Wir lassen die Dinge für sich selbst sprechen (u.a. z.B. hier (2)).
Anthroposophen kontern Kritik an ihrer Weltanschauung und
deren Auswirkungen auf Geist und Seele gern mit allerlei
scharf- oder schwachsinnigen Gegenbeweisen und der Aufzählung
der vielen guten anthroposophischen Aktivitäten, gemäss dem
Motto, "man messe uns an unseren Taten". Wie können Kritiker auch
nur im Entferntesten an den lauteren Absichten zweifeln? Die
guten Taten der vielen gläubigen Helferlein sind wahrlich ein
Schafspelz auf dem sich gut ruhen lässt. Aber haben nicht quasi alle auch noch
so inhumanen Ideologien ihre sozialen Mäntelchen?
Mit Akribie wird von den Steiner-Jüngern nachgewiesen, dass
ihr Ideengeber z.B. nicht wie behauptet, in der Loge des O.T.O
(Ordo Templi Orientis) gewesen sei und mit der dort angestrebten Sexualmagie
aber auch gar nichts zu tun hatte. Dass solche Verdächtigungen überhaupt
aufkommen konnten, dazu hat ihre eigene Geheimniskrämerei beigetragen. Zum
Beispiel ist kaum ein Verein so hermetisch abgeschlossen, wie die sogenannte
Klasse innerhalb der anthroposophischen Gesellschaft. Es wird mit allen Mitteln
versucht jede Kritik und jeden Zweifel zu verhindern und zu unterdrücken: Es
kann nicht sein, was nicht sein darf.
Letztlich wird bei den anthroposophischen Kontern jeweils nur die
"Spitze des Eisbergs" gekappt. Die tiefer liegenden Schichten sind
nicht so spektakulär, dafür aber umso wirksamer. Wenn der Leser oder die
Leserin einmal bedenkt, dass sich anthroposophisches Gedankengut mittlerweile in
Wissenschaft und Politik etabliert und dass die Wirksamkeit verheerende Folgen für
revolutionäre Bewegungen hat, kann man eine Ahnung von der Zersetzungskraft
dieser Bewegung bekommen. Sie nimmt jeder emanzipatorischen Tendenz den Elan,
den sie braucht um die versteinerten Verhältnisse vom Kopf auf die Füße zu
stellen.
Es geht um eine weiter reichende Kritik, die rücksichtslos aufklärt und den
extrem konservativen Kern bloß legt und das scheinbar Schöne entzaubert.
Insofern macht ein Focus auf die Pädagogik einerseits, wie im Beitrag von Peter
Bierl geschehen und die mehr allgemeine Kritik am Okkultismus, wie sie die 10
Thesen zum Ausdruck bringen, durchaus Sinn.
Ein Interview mit einer Waldorfschülerin (deren Namen wir zu ihrem Schutz geändert
haben) rundet das Thema ab und zeigt die Aktualität im Hier und Jetzt.
1) www.anthroposophy.com/
2) Kathrin Taube: "Ertötung aller Selbstheit", AG SPAK Bücher
M117
Schwerpunktthema auf Seite 7 bis 10