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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Black Radical Congress

DIE TERROR-ATTACKEN VOM 11. SEPTEMBER 2001

Der "Schwarze Radikale Kongress"



In New York trauern arabische Amerikaner um die Opfer des Attentats
Foto: REA/LAIF

Während dieser äußerst traurigen und traumatischen
Zeit erweisen wir den Familien und Lieben all jener,
die ihr Leben am 11. September verloren, unser
aufrichtiges und tiefempfundenes Beileid. Wir
wünschen auch die baldige und volle Genesung
jener, die verletzt wurden, und wir hoffen und beten,
dass die Rettungsmannschaften noch möglichst viele
Leute finden werden, so lebendig wie möglich.

Der Schwarze Radikale Kongress (BRC, Black Radical
Congress) verurteilt nachdrücklich die entsetzlichen
Terrorangriffe vom 11. September 2001.
Der unverschämte Mord an vielen Tausenden von
Zivilisten kann weder gutgeheißen noch ignoriert
werden.



Ohne Frage hat der US-Imperialismus den Völkern rund
um die Welt Tod und Zerstörung in genozidartigem Ausmaß
gebracht. Ob man sich die Situation im Irak mit der
ständigen Blockade und den Bombardierungen ansieht,
die Situation in Palästina, wo die USA nicht aufhören den
Israelis unkritisch tätige Unterstützung bei der nationalen
Unterdrückung der Palästinenser zu leisten, die ökonomische
Blockade gegen Kuba, die zum Ziel hat, seine
Wirtschaft zu unterhöhlen und seine Bevölkerung zu
schwächen, oder irgendeinen anderen Ort, so sieht man
die Gefühlslosigkeit und böse Absicht eindeutig, mit der
der US-Imperialismus das Leben und Eigentum anderer
behandelt, besonders farbiger Menschen rund um den
Globus.

Und doch ist es auch mit einem klaren Bewusstsein der
Ursachen der Verzweiflung, der Wut und des Hasses auf
den US-Imperialismus, keine akzeptable Strategie, sich
dem Terrorismus zuzuwenden, um die globale Unterdrückung und
Ausbeutung zu bekämpfen. Es muss eine
klare und eindeutige Unterscheidung zwischen
radikal/revolutionären politischen Aktionen einerseits und
Terrorismus andrerseits gemacht werden, ganz gleich ob die
Gründe, die die terroristischen Aktionen inspirieren, gerecht
sind. Offene und totale Angriffe auf zivile Ziele fördern
keine radikalen/revolutionären Anliegen und müssen
zurückgewiesen werden. Vielmehr richten sich solche
Angriffe zwangsläufig gegen die breite Masse, schwächen
jede vorhandene Unterstützung und helfen, erhöhte
Unterdrückungsniveaus durch den Imperialistenstaat gegen jede
fortschrittlich/radikale/revolutionäre politische
Aktivität zu legitimieren, einschließlich zunehmender
Einschränkungen bürgerlicher Rechte.

Die durch die terroristischen Akte am 11. September
deutlich gewordenen Gefahren beschränken sich nicht
auf die externe Drohung. Wir hören in Fernsehen und Radio
Aufrufe die Gesetze und Bestimmungen zu ändern,
um es leichter zu machen, Überwachung und verdeckte
Operationen gegen potentielle Opponenten der USA auszuführen.
Anstatt irgend etwas zu tun, was die Bedrohung durch den
Terrorismus reduziert, eliminieren solche Schritte
grundlegende bürgerliche Freiheiten und
verstärken die vorhandene Tendenz zu einem rassistischen und
Klassen-Polizeistaat. Die Polizei ist schon außer Kontrolle
und wütet in den Communities im ganzen
Land. Wir können es uns nicht leisten, weiter ihr
undemokratisches und oft mordgieriges Verhalten im Namen
nationaler Sicherheit zuzulassen.

Wir sollten hier hinzufügen, dass die Terrorangriffe
auch der wachsenden antikapitalistischen
Globalisierungsbewegung potentiellen Schaden gebracht haben.
Die herrschende Klasse hat sich seit Monaten über die
Demonstrationen beklagt, die die Versammlungen der
kapitalistischen Globalisierer begleiten. Sie haben gemerkt,
dass diese Demonstrationen zunehmend außer Kontrolle
geraten. Es steht außer Frage, dass die Ereignisse vom 11.
September als Vorwand verwendet werden, sowohl um solche
Aktivität zu entmutigen als auch jegliche Empörung
gegen die neoliberale Globalisierung auszuschalten.

Und noch eine Gefahr, mit der wir es zu tun haben,
wird die Fremdenangst und ein allgemein ablehnendes
Gefühl gegen Immigranten sein. Dies wird fast zwangsläufig
farbige Immigranten und besonders jene treffen,
die "aussehen", als kämen sie aus dem mittleren Osten
(Nordafrika). Mit den Angriffen auf Immigranten und
der Verurteilung ganzer Gemeinschaften muss aufgehört
werden, bevor sie außer Kontrolle geraten. Berichte über
an arabische und moslemische Institutionen gesandte
anonyme Morddrohungen, wie das Sprühen rassistischer
Parolen und direkter, persönlicher Drohungen und Angriffe auf
Personen, von denen angenommen wird, dass
sie aus dem Nahen Osten (Nordafrika) stammen, häufen
sich. Wir bitten alle klardenkenden Menschen, in dieser
Zeit besonders wachsam zu sein, dass es in Folge dieser
Tragödie nicht zu einer anderen Tragödie von Schmerz,
Ärger und Hass kommt. Wirklicher Antirassismus könnte
bedeuten, dass wir selbst physische Risiken eingehen, um
Araber und Moslems gegen ungerechtfertigte Angriffe zu
verteidigen.

Als ein Volk, das über 400 Jahre Ausrottung und Unterdrückung
an diesen Küsten überlebt hat, sind wir alle zu
vertraut mit dem von Terrorismus und Rassenhass verursachten
Leiden. Von den Verstümmelungen, Schlägen
und Vergewaltigungen in der Sklaverei zu den New Yorker
Ausschreitungen von 1863, zum post-Reconstruction-Terrorismus
des Klu Klux Klan, zu den Rassenkrawallen in Tulsa von 1921,
zu dem von der Regierung geförderten Spionageabwehr-Programm
(COINTELPRO) der 1960er, zu den derzeitigen vom Staat sanktionierten
Polizeimorden und Brutalität, gegen die wir heute kämpfen,
haben wir als schwarze Menschen eine Menge Erfahrung mit den
Schrecken des Terrorismus in den USA, da
er zu häufig gegen uns gerichtet war. Darum müssen wir
unsere volle und uneingeschränkte Unterstützung und
Mitleid mit allen jenen zeigen, die wegen dieser
fürchterlichen Tragödie leiden, die meisten von ihnen haben
den Terrorismus zum ersten Mal erfahren, während wir nur
unseren 400-jährigen Kampf fortsetzen, um uns von diesem Übel
sowohl hierzulande wie in der ganzen Welt zu
befreien.

Übersetzung: Herrmann Cropp

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 07. August 2008