Monatszeitung für Selbstorganisation
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PROTESTE IN BERLINSeit Ende Mai 2012 protestieren Menschen aller sozialen und ethnischen Herkünfte und jeden Alters gegen ihre drohende Verdrängung durch steigende Mieten, indem sie vor ihren ehemals öffentlichen, nun privatisierten Sozialwohnungen am Kottbusser Tor kampieren. SeniorInnen besetzen ihr von Schließung bedrohtes Freizeitzentrum, Flüchtlinge campen auf dem Kreuzberger Heinrichsplatz, es gibt Proteste gegen die weitere Privatisierung öffentlicher Immobilien, es gibt den "Berliner Wassertisch" und den "Berliner Energietisch". SOLIDARISCHE ÖKONOMIE
Tausende von Frauen und Männern in Indien bereiten sich auf eine große Herausforderung vor: Anfang Oktober wollen 100.000 Landlose und Kleinbauern aus ganz Indien 350 km von Gwalior nach Neu Delhi marschieren. Gewaltlos, in der Tradition Gandhis, wollen sie die indische Regierung an ihre Versprechen erinnern: Landreform und Landzuteilung. Seite 3 ARCHIVE VON UNTENDer Workshop der Archive von unten ist vom Zweijahresrhythmus auf jährliche Treffen umgestiegen. Dahinter steckt das Bedürfnis nach fachlichem Erfahrungsaustausch, aber auch der Wunsch nach persönlichem Austausch mit Leuten, die in ihrem Archiv-Alltag eher vereinzelt um den Erhalt der Geschichte von unten kämpfen. Offensichtlich möchte man nicht immer nur isoliert zwischen geschichtsträchtigen Papierbergen sitzen, sondern sich auch der Sinnhaftigkeit vergewissern. In Arbeitsgruppen wurden archivfachliche Fragen erörtert, in zwei zentralen Plena wurde das Selbstverständnis des Workshops sowie der Umgang mit verbotenen Materialien diskutiert. Seite 4 VERFASSUNGSSCHUTZDie Änderung des Jahressteuergesetzestextes ist minimal, würde aber de facto den Verfassungsschutz zum Entscheidungsträger über die Gemeinnützigkeit einer Organisation machen. Geplant ist, das Wörtchen »widerlegbar« aus folgendem Satz zu streichen: »Bei Körperschaften, die im Verfassungsschutzbericht des Bundes oder eines Landes als extremistische Organisation aufgeführt sind, ist widerlegbar davon auszugehen, dass die Voraussetzungen des Satzes 1 nicht erfüllt sind«. Bisher haben 148 Organisationen einen offenen Brief an die Bundestagsabgeordneten unterzeichnet, indem sie gegen die geplante Änderung protestieren. Seite 4 SAMMELREZENSIONDie Städter drängt es nach neuem Grün. Vielmehr noch: die Städter drängt es zu neuem gärtnerischen Tun. Dafür sind sie bereit viel zu geben und ein Erhebliches an Freizeit und auch Finanzen zu investieren. Unsere Sammelrezension zum Thema auf Seite 5. LITERATURPROJEKT
Vor 10 Jahren entstand in Graz, der Hauptstadt der Steiermark, ein Literaturprojekt »von unten«. Damals relativ unbekannte Autoren gründeten unter der Leitung von Michael Benaglio das »Forum Club Literatur«. Seite 5 GENETIKDer AK-Biopolitik ist aus einem Diskussionszusammenhang zur Kritik der EXPO 2000 in Hannover entstanden. Seine Mitglieder kommen aus unterschiedlichen, basisdemokratisch orientierten linken Zusammenhängen und halten eine grundsätzliche Systemkritik nach wie vor für zentral. In unserem Interview schildert der AK u.a. seine Erfahrung mit der Gestaltung einer satirischen Seite zur Kritik aktuellen Genmarketings für den Gen-Ethischen-Informationsdienst. Seite 6 BILDUNGAn einem warmen Sommernachmittag im Juli trafen sich ein dutzend (junge) Erwachsene im Tagungshaus Wernsdorf bei Berlin, um im Rahmen des InSeL-Sommerforums über Kommerzialität und wirtschaftliche Alternativen zu reden. Seite 11 ÖKONOMIE»Die Finanzkrise ist eine Krise der Arbeitsgesellschaft «, so Norbert Trenkle in seinen sieben Thesen zur Wirtschafts- und Finanzkrise. Robert Kurz beschäftigte sich mit der doppelten Entwertung: Was ist der tiefste Grund von ökonomischen Krisen? Oft wird gesagt, der produzierte Wert könne mangels Kaufkraft nicht realisiert werden. Aber warum gibt es zu wenig Kaufkraft? Weil in Wirklichkeit zu wenig Wert produziert wird und deshalb die regulären Löhne und Profite zu gering sind. Beide Beiträge auf Seite 12. ÜBERWACHUNGSSTAATDas Mobilfunknetz kann nicht nur zum kommunizieren genutzt werden sondern auch zur Lokalisierung eines Handys. Dies hat Vorteile: In Not geratene Skifahrer können sich von der Bergwacht orten lassen und Reisende sich über Standortdienste das nächste Hotel oder Restaurant auf den Schirm rufen. Doch die Nachteile überwiegen mal wieder in Form der allzeit vom Staat vorgenommenen Eingriffe in unsere Privatsphäre. Denn mit stillen SMS können nicht nur hilfesuchende Personen sondern jeder lokalisiert, über die IMSI-Nummer der SIM-Karte identifiziert und Bewegungsprofile erstellt werden. Seite 12 GENOSSENSCHAFTENDie Energieversorgung über Genossenschaften kann auf eine mehr als 100-jährige Tradition zurückschauen. Mittlerweile gibt es in Deutschland über 600 erfolgreiche neue Energiegenossenschaften. Bürgerinnen und Bürger, Kommunen und andere Interessierte ergreifen so die Chance, an der Gestaltung ihrer zukünftigen Energieversorgung aktiv mitzuwirken. Die Solargenossenschaft Rosenheim eG war bei der Eintragung ins Genossenschaftsregister im Jahr 2004 eine der ersten neu gegründeten Energiegenossenschaften: Zeit für einen Rückblick und eine Vorausschau auf die Zukunft. Seite 13
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