Monatszeitung für Selbstorganisation
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Aus Wandelsblatt Nr. 1, Oktober 1984Bericht zum Druckertreffen auf der Projektmesse '84 in Oberursel ,,Umweltschutzpapier
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Einsatz von 100% Altpapier aus Haus- und Industrieabfällen | |
Keine Entfärbung (Deinking), Bleichung oder Färbung | |
Mechanische Altpapieraufbereitung , möglichst ohne Faserverkürzung | |
Leimung nur mit Naturharzen | |
Ökologischer Wasserhaushalt durch geringen Frischwasserzusatz (max. 5l/kg Fertigpapier) und weitestgehende Klärung der geringen Abwässer | |
Geringer Energieverbrauch durch technische Neuerungen, z.B. Wärmerückgewinnung. |
Die bekannten Recyclingpapiere erfüllen unseres Wissens nach nicht diese Kriterien.
Leider haben wir gerade bei linken Druckereien die Erfahrung gemacht, daß sie sich mit dem Einsatz von UWS-Papier ziemlich schwer tun. Den Argumenten der Rohstoff- und Energieeinsparung stimmen sie zwar meistens zu, aber ansonsten haben sie nur Probleme damit. Entweder ist es ihnen zu teuer, die Kunden wollen es nicht oder es läuft nicht gut und effektiv genug durch die teilweise Hochleistungsdruckmaschienen. Was mir dazu einfällt, ist das mangelnde Engagement für das ökologisch sinnvolle Produkt. Der Kunde, der das Papier unter ,,ferner liefen" mit unlustigem Gesicht angeboten bekommt, nimmt natürlich strahlend weiß oder farbig, egal, ob er ein Flugblatt, eine ,,Kurzzeitbroschüre" oder ein Buch drucken lassen will.
Beim Bedrucken von UWS-Papier treten sicherlich Probleme auf (Stauben, Rupfen, Stopper), aber mit einiger Übung und mit Ausprobieren lassen sich auf fast jeder Druckmaschine passable Drucke, auch mehrfarbig erzielen. (Bei Nachfragen: Chris von der ASH-Druckerei, 06171/78081).
UWS-Papier ist kein Papier für Druck mit höchsten Ansprüchen, sondern ein einfaches Gebrauchsprodukt für Schreibpapier, Broschüren, Flugblätter, Infos, auch Bücher, Kalender, Geschenkpapier, Briefumschläge, Kopierpapier, also schon mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.
Es ist auch an den Druckern, denke ich, ihren Kunden das Weiß- und Rein-Denken auszutreiben und den verstärkten Einsatz von UWS-Papier zu unterstützen und zu propagieren, ja, auch zu ihrer Sache zu machen. Ökologisch sinnvolle Produkte und Produktion sind für mich untrennbar verbunden mit der betrieblichen Selbstverwaltung, jedenfalls, wo es heute schon realistisch möglich ist.
Dabei kommt es mir nicht darauf an, möglichst viel mit UWS-Papier zu machen, egal was und in welcher Menge. Es muß sinnvoll bleiben. Der beste Umweltschutz ist immer noch, die Papierflut einzudämmen. Das sollte auch jeder bei Produktion und Druck nicht aus den Augen verlieren.
Jens-R. Boy,
WuP-Hamburg im vup-Verbund
Hamburg, den 16.9.84
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