"Arsch mit Ohren" jetzt
auch patentwürdig?

Gen-Money-Polution
Es schmeckt deftig und
wirkt wie ein knock-out. Die Rede ist von "Skunk" aus Holland - so
beurteilen leidenschaftliche KifferInnen den Stoff ihrer Träume.
"Skunk" ist holländisches Edelmarihuana und... wahrscheinlich
genmanipuliert. Übrig bleibt ein schales Gefühl und ein hirnloser Rausch, aber
im Labor manipulierte "Alternativen" zu Rauschmitteln der Natur kommen
heutzutage offensichtlich wohl nicht nur in Form blöd machender Ecstasy-Pillen,
sondern auch als Gras.

Von Kurt Regenauer aus Heidelberg
- Die Mehrzahl von uns hat
wahrscheinlich schon gentechnisch beeinflusstes Zeug zu sich genommen, ohne dass
wir's wollten oder wussten. Da hätten wir schon "mit der Lupe in den
Supermarkt" (siehe auch unser Schwerpunktartikel auf S. 7) gehen müssen
und wären auch so bebrillt nicht schlauer geworden: irgendwie heißt es jetzt,
mit den fraglich befummelten Genen zu leben, denn sie sind längst da.
Inzwischen reicht es längst nicht
mehr, wie etwa noch vor 10/20 Jahren, die so befasste Wissenschaft als
Wegbereiterin einer Sackgassentechnologie zu kritisieren, denn der Punkt ist ja
schon erreicht, wo sie sein wollten und ihre so fabrizierten Gene mendeln
freilich munter herum. Patente wurden erteilt und irreversible Weichen gestellt.
Jetzt ist der medizinische Nutzen so hergestellter Präparate keine
Heilsversprechung gewiefter Lobbyisten mehr. Wenn die Nächsten sterben, werden
solche Medikationen selbstverständlich gebraucht. Dann sind sie vom
Totschlagargument zur letzten Hoffnung geworden.
Also stellen wir uns wohl besser
ein etwa auf Walfische, die in unserem Aquarium schwimmen können. Ist ja auch
niedlich und "Save the whales" war doch schon immer unser Slogan. Denn
das reine Schockiert-Sein führt nur zur religiösen Erstarrung. Die reine
"Ehrfurcht vor der Kreatur" wird wohl dann lediglich zur Ehrfurcht vor
ihren SchöpferInnen, die ja jetzt schon hemmungslos und dann noch viel mehr
klonen und manipulieren können. Jawohl: die "Büchse der Pandora" ist
längst offen und wir alle dürfen sie auslöffeln.

Das
Internet-Forum unserer Kollegen
Heutzutage besteht die
Schwierigkeit schon längst eher darin, nachzuweisen, wo gar nichts, aber auch überhaupt
nichts gentechnisch Verändertes drin ist (siehe unser Artikel auf S. 10). Im
Freiland Angebautes macht natürlich nicht an Grundstückgrenzen halt. Pollen
fliegt durch die Luft und Bienen schwärmen aus: der BUND versucht daher bereits
heute, ein Nachbarschaftsvertragswerk zu entwickeln, nach dem gentechnikfreie
Inseln aufgebaut werden können. Solche Aktionsgemeinschaften Faire
Nachbarschaft finden ihre Grenzen aber selbstredend auch wieder da, wo dann doch
Freisetzungen stattfinden und sind auch keine ewigen Bollwerke gegen einmal in
den Kreislauf der Natur Hineingegangenes.
Wichtig ist daher ebenso das
Wissen über die ökonomischen Hintergründe des ganzen Gen-Tech-Hypes. Eine
Handvoll Firmen versucht, unsere künftige Versorgung mit Lebensmitteln in den
Griff zu kriegen. Fünf Konzerne, die auf dem internationalen Markt ihr
Hybridsaatgut vertreiben, setzen voll auf Genmanipulation.
Dafür werden Patente angemeldet
und in der Propaganda Überbevölkerungsfantasien bemüht. Die traurige Realität
ist dann aber eine totale Abhängigkeit "vom Acker bis an den
Tellerrand", bei der die Monopole genau vorschreiben, wann und wie viele
Pflanzen der "gläserne Landwirt" anbaut und - einmal GenKeimlinge,
immer Genware - die Grundfläche samt Nachbarterrain einer "transgenen"
(wirklich gentechnikfreien) Nutzung entzogen wird. Sie wollen uns "natürlich
nur" retten und schaffen in Wirklichkeit aus uns "ihren
Frankenstein", dem sie ihr "soilent green" als Lebenselixier veräußern.
Vielleicht müssen wir einfach
kontern. Befassen sich doch mal "unsere" Bio-Gen-Tech-Leute mit der
Patentierung und anschließenden Produktion eines "Arsch mit Ohren".
Schließlich hatte sich doch schon einmal ein relevanter deutscher
Entscheidungsträger in der bloßen Karikatur eines solchen A... erkannt und uns
bleibt nur zu treten. Und darüber nachzudenken mit welchem wirklichen Ziel und
welchen tatsächlichen Alternativen ich jetzt noch zutrete...
Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

SCHWERPUNKTTHEMA
Auf's Kleingedruckte achten: Mit
der Lupe in den Supermarkt
Patentierung von Saatgut Die
Bauern in der Zange
Seite 7
"Ja" zu Gen-Mais:
Vertrauen ist alles
Hunger und Patente
Seite 8
Biobauern in der Zwickmühle
Mit Monsanto im Dialog
Seite 9
Nur, wo Gentech draufsteht...?
Dreschflegel Saatgut: Sorten sanft
selektieren
Seite 10